Flittern im Bergdorf mit Brunhilde und Harry
Was haben Sie am 25. Mai 1968 gemacht? Brunhilde und Harry Ditzel haben an diesem Tag geheiratet.
Woher ich das weiß? Weil sie ihre Flitterwochen in meinem Haus im Bergdorf verbracht haben. Zu einer Zeit, als ich noch längst nicht geboren war und die vermieteten Räume der Oma noch „Fremdenzimmer“ hießen.
Wie es sich für eine echte Privatzimmervermietung gehörte, hatte die Oma ein Gästebuch. Keine schnöden Onlinebewertungen wie heute, mit denen der Gast den Vermieter in die Verzweiflung treibt. Sondern ein analoges, rotes Buch, in dem Gäste noch wirkliche Dankesreden verfassten.
Von Familie Ditzel, die übrigens große Reimer waren, ist somit Folgendes überliefert: „Am 25. Mai da heirateten wir, die verspäteten Flitterwochen standen vor der Tür. Wir hatten uns an sich für die italienische Adria entschieden, außer viel Menschen konnte der Strand sonst nichts bieten.“
Man trat also die Reise ins Bergdorf an und machte auch im Jahr 1968 das, was so ziemlich jeder hier macht: Wandern.
„Gleich am ersten Tag, wir muteten uns viel zu, begegneten uns viele Kühe und mir drückte der Schuh. Die H. Hütte, ich bin schon ein Kenner, ist nichts für Frauen, nur für harte Männer.“
Ob seiner Frau auch der Schuh drückte, oder nur dem „harten Mann“, ist übrigens nicht überliefert.
Über eine andere Tour hält der literarische Herr Ditzel noch fest: „Geröll und Gletscher auf dieser Tour, für dicke Leute, die beste Abmagerungskur.“
Falls Brunhilde und Harry dies lesen, das Bergdorf grüßt sie aufs Herzlichste und kann zwar nicht mehr mit Zimmern, aber gerne mit Kaffee bei einem Besuch dienen. Weil nach Italien fahren die Ditzels sicher nicht mehr: „Der Urlaub geht leider zu Ende in den Tauern, die nochmals nach Italien fahren, kann ich nur bedauern.“
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