„Was geht, Digga?“ Warum Eltern niemals in Würde altern können

„Was geht, Digga?“ Warum Eltern niemals in Würde altern können
Auch bei der Sprache stirbt die Hoffnung zuletzt: Es ist alles nur eine Phase!
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Mit Kindern hat man gar nicht die Chance, würdevoll alt zu werden. Je näher sie dem Teenagerdasein kommen, desto eher werfen sie mit Begriffen um sich, die unsereins schon gehört hat, sich aber bis dato weigert, diese in den aktiven Wortschatz aufzunehmen. Bis es doch passiert.

Tochter Nummer 1 kratzt schon hart am Pubertier, und das klingt so: Gefällt ihr etwas, ist das nice oder cute, das Gegenteil davon ist cringe. Sie erklärt oft, wie crazy ihr Leben ist, dafür hat sie zum Glück viele BFFs, die sie supporten und umgekehrt. Das passiert dadurch, dass man sich unzählige Snaps hin- und herschickt.

"smash" als Jugendwort 2022

Tochter Nummer 2 ist da erdiger. Ihre Freunde nennt sie liebevoll Digga oder Habibi und will wissen: „Was geht?“. Sage ich etwas, das ihren Unmut erregt, fragt sie: „Was laberst du?“, fordere ich etwas ein, das noch mehr Unmut erregt, lautet die Antwort: „Das bockt mich jetzt nicht!“. Nur Tochter Nummer 3 stimmt in süßester Engelsstimme Fangesänge auf ihre Eltern an. Auch das hat ein Ablaufdatum. Das Jugendwort des Jahres 2022 lautet übrigens smash, eventuell habe ich das ebenfalls schon bei uns zu Hause gehört.

Ich warte darauf, dass das Kamerateam von RTL2 um die Ecke biegt, um die Wortgewaltigkeiten unserer Kinder festzuhalten und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wäre ja schade, wenn das nur wir hören können!

Was tun also mit Meldungen, die mir innerlich Schmerzen bereiten? Darüber lachen, ignorieren und die einzige Weisheit des Elternseins beherzigen, die stimmt: Alles ist eine Phase.

Irgendwann sind sie erwachsen und werden sich so ausdrücken, dass sie nicht unangenehm auffallen werden. Bis dahin versuche ich, das alles sehr cute zu finden.

Noch Fragen, Habibi?

„Was geht, Digga?“ Warum Eltern niemals in Würde altern können

Claudia Stelzel-Pröll ist KURIER-Redakteurin in Oberösterreich

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