Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön ...
Die Tradition will es, dass man sich am letzten Wochenende vor einem Lockdown noch einmal ins pralle Leben stürzt. Shoppen in der Innenstadt, ins Museum gehen, auswärts essen. Weil Wien an diesem Samstag aber von Tausenden Menschen geflutet wurde, die damit beschäftigt waren, ihre Häupter vor Pfizer-Attacken aus der Luft und ihre Waden vor heimtückischen Kanaldeckelimpfungen zu schützen, musste ein neuer Plan her: Flucht aufs Land. Im Zug. Eine eher mittelprächtige Idee, wie sich herausstellen sollte.
Denn just zu dieser Zeit machte sich auch ein Teil der Protestierenden auf den Weg zurück nach Oberösterreich. Ganze Waggons ausreserviert, von Wien bis Wels, da hätte man schon stutzig werden können. Kurz vor Abfahrt fielen sie ein, grölend, biertrinkend, die Maske am Kinn oder am Handgelenk hängend. Schimpfend über gesteuerte Mainstream-Medien, die ihren heroischen Freiheitsmarsch in schlechtes Licht rückten. Viele machten den Eindruck, als würden sie zum ersten Mal Zug fahren.
Der Mann, der mitsamt MFG-Fähnchen am Nebensitz Platz nahm, tat nicht einmal so, als würde er Nase und Mund bedecken.
„Könnten Sie bitte eine Maske aufsetzen?“
Einen Versuch war es wert. Jetzt bloß nicht krank werden.
Kurz blickte er von seiner Telegram-Gruppe hoch. „Nein.“
„Aha. Und wieso nicht?“
„Weil ich eine Befreiung vom Arzt habe. Aber das geht Sie gar nichts an.“
Ende der Konversation.
Die alternative Zugfahrt endete nach einer Stunde (selten war es so schön, in Amstetten auszusteigen) und mit der Erkenntnis, dass Diskutieren zwecklos ist. In manchen Fällen hilft nur Gelassenheit, Händewaschen – und ein richtig gutes Paar Noise-Cancelling-Kopfhörer.
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