Ein positiver Test unterm Baum, oder: Weihnachten allein zu Haus
Dass dieses Weihnachten anders werden würde, zeichnete sich schon an den Liedern ab, die heuer viruskonform umgetextet wurden. Aus „O Tannenbaum“ wurde „O Omikron“, aus „Feliz Navidad“ „Covid Navidad“. Für manche wurde aus „O du Fröhliche“ im letzten Moment doch noch „O du Einsame“. Und aus der geplanten Weihnachtsfeier im Kreise der Großfamilie eine ziemlich öde Angelegenheit.
Cousine K. (26 Jahre, drei Impfungen) musste sich kurz vor dem Heiligen Abend wegen eines positiven PCR-Tests isolieren und wurde während der Bescherung via Skype zugeschaltet wie eine Auslandskorrespondentin in der „ZiB“. Die Feiertage verbrachte sie abgeschottet in ihrem WG-Zimmer, mit einem kleinen Tannenbaum, den ihre Eltern mitsamt Christbaumschmuck vor die Tür gestellt hatten. Statt Raclette gab es Sushi vom Lieferdienst und einen Netflix-Marathon.
Auch Freundin M. (32, zwei Impfungen) wurde am 23. Dezember von zwei Schnelltest-Stricherln überrascht – kurz bevor sie zu ihren Eltern aufs Land fahren wollte. Die Weihnachtsquarantäne entpuppte sich als eine Art Zwangspaartherapie mit ihrem Gerade-noch-Freund in dessen spartanischer 46-Quadratmeter-Wohnung.
Am Anfang sah es so aus, als könnte Corona ihre Beziehung kitten („Endlich Zeit zu zweit, wir spielen jetzt Schach“). Am ersten Weihnachtsfeiertag klang sie schon weniger optimistisch („Wie er seine Wäsche sortiert, macht mich wahnsinnig“). Am Stefanitag drohte die Lage zu eskalieren („Wir streiten nur noch. Es ist ein Albtraum“).
Wie durch ein Wunder wurde er an Tag 4 als K2 eingestuft und durfte die Quarantänewohnung verlassen. „O du Einsame“ klang plötzlich gar nicht mehr so schlecht.
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