Ein Leben ohne Spargel
Heute gibt es etwas Leichtes. Denn diese tägliche von Corona und anderen Seuchen durchzogene Informationskost ist auf Dauer nicht gut für Sie. Daher serviere ich Ihnen Bekömmliches – es gibt Spargel. „Darauf haben viele Feinspitze sehnlichst gewartet“, wie unlängst Kollegin U. in ihrem Artikel „Der Geschmack des Frühlings“ berichtet hat. Dieser Satz hat mich länger beschäftigt als ich wollte, denn ich mag keinen Spargel. Ich komme seit Jahren sehr gut ohne weißen, grünen, ja sogar violetten (Forza Viola!) Spargel aus.
Das Gemüse ist für mich tabu, auch dann, wenn es paniert und als Cordon bleu verkleidet auf dem Teller landet. Dabei ist es mir auch egal, dass ich beim alljährlichen Spargelsmalltalk nicht mitreden kann; ich nicht weiß, wie mein Lulu nach Spargelkonsum riecht – eher holzig-erdig oder doch säurebetont-herb? Sorry, ich habe keine Ahnung. Aber bin ich deshalb kein Feinspitz? Macht mich mein Nichtspargelverzehr zum ... was ist das Gegenteil von Feinspitz?
Bleiben wir beim Spargel und kommen zur Ernte. Die scheint etwas schleppend zu verlaufen. Dem Spargel war es lange Zeit zu kalt. Aber angeblich hat er in den letzten Tagen den Turbo gezündet. Stellt sich die Frage: Wer soll das alles essen? Die Gastronomie hat bis auf Vorarlberg ja noch geschlossen. Also wohin damit?
Ich will ihn nicht. Vielleicht bleibt er dort, wo er gerade ist – in der Erde. Viele Spargelbauern wissen ohnehin schon länger nicht mehr, wer das alles stechen soll. Es mangelt ja an rumänischen, polnischen, ungarischen und anderen Hilfshänden. Nein, nicht nur wegen Corona, sondern auch weil viele lieber in Deutschland stechen. Dort bekommen sie mehr Geld, mehr als 7,07 Euro (netto) die Stunde.
In diesem Sinne: Lassen Sie sich, werte Feinspitze und Feinspitzinnen, Ihren nächsten Spargel gut schmecken. Mahlzeit!
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