Die Verliebten sehen nur das, was sie sehen möchten
Heute möchte ich mir ein paar Gedanken zu etwas Schönem machen, das jedem und jeder von uns (hoffentlich) schon mindestens einmal passiert ist: sich so richtig verlieben. Der Hormonspezialist Professor Helmut Schatz ist hierzu ein besonders begehrter Interviewpartner. Er ist Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und kann ziemlich gut erklären, was mit uns passiert, wenn wir die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“ haben. Ein Cocktail aus Hormonen rausche durch die Blutbahn und verneble uns regelrecht die Sinne.
Dieser Zustand der anfänglichen Verliebtheit hält nach Einschätzung von Biochemikern maximal zwei Jahre an. Einerseits würden wir aufgrund der Vernebelung verblöden, andererseits hätte die Vernebelung aber auch etwas Schönes, denn die Verliebten sehen nur das, was sie sehen möchten. Dennoch sei es gut und wichtig, dass die Hormone sich nach einer Weile wieder im Normalmodus einpendeln. Denn an diesem Punkt entscheide sich, ob aus Verliebtheit tatsächlich Liebe werden kann.
In der Realität jedoch enden nicht wenige Beziehungen mit dem Nachlassen des ersten Hormonrausches. Die renommierte US-Anthropologin Helen Fisher vermutet, dieser Hormonrausch sei ein Kalkül der Evolution und diene dazu, eine Bindung zu schaffen, die gerade solange anhält, wie eine Mutter die Unterstützung des Partners mit dem Kleinkind benötige. Nachdem das Baby die ersten Jahre überstanden hat, biete sich die Möglichkeit, die Beziehung zu überprüfen. Funktioniert die Partnerschaft, bleibe das Paar zusammen. Dann erwachse aus der Verliebtheit eine reifere Form der Liebe, die auf Dauer angelegt ist.
Schreiben Sie mir doch von Ihren Erfahrungen mit dem Verliebtsein!
Yvonne.Widler@kurier.at / Twitter: @YvonneWidler
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