Der Reiz des Unerreichbaren
Können Sie sich noch daran erinnern, womit Sie als Kind am liebsten gespielt haben? Bestimmt war es etwas, das Sie sehnlichst herbeigesehnt und dann wie einen Schatz behandelt haben. Bei mir war es eine elektrische Eisenbahn. Ich war fasziniert davon, wie sich die Schienen zusammensetzen ließen und wie die kleine Lokomotive meinen Anweisungen am Schalthebel folgte: Schneller, langsamer, vorwärts, rückwärts. Ich konnte mich immer wieder damit beschäftigen, obwohl meine Lok nur im Kreis fuhr.
Wenn ich mich bei heutigen Kindern umsehe, ist diese Begeisterung auffällig oft sehr kurzlebig. Wird man zu einem Kindergeburtstag eingeladen, ist die Frage nach Wünschen überholt. Man ist meist besser beraten, sich danach zu erkundigen, was das Kind noch nicht hat.
Mir ist es schon mehr als ein Mal passiert, dass der oder die Beschenkte dieses Peppa-Wutz-Spielzeug oder jene neueste Lego-Edition bereits besaß. In den Kinderzimmern quellen die vielen Spielsachen aus Kästen und Kisten.
Gerade jetzt, wo Kinder jederzeit in Quarantäne geschickt werden können, ist die Verlockung groß, sie mit den neuesten Ablenkungen bei Laune zu halten. Doch je öfter etwas Neues präsentiert wird, desto kürzer hält die Freude darüber an.
In solchen Momenten denke ich gerne an meinen Vater, der in Kindertagen ein paar Fetzen Leder verwendet hat, um sich einen Ball zusammenzuflicken.
Je langweiliger Kindern ist, desto erfinderischer werden sie eben und finden sich eine Beschäftigung. (Nicht immer zur Freude der Eltern – auch davon kann mein Vater Geschichten erzählen, doch dazu ein anderes Mal.)
Übrigens, was mir beim Schenken noch nie passiert ist: Dass ein Kind ein Buch oder ein Hörspiel schon besessen hat.
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