Der hat einen Vogel: Gefräßiger Specht plündert das Bienenhotel

Katharina Salzer
Über die Leiden auf einen innerstädtischen Balkon.

Zerstörung. Die Vögel zwitschern, das Wasser im Brunnen plätschert. Eigentlich ist es ein geruhsamer Sonntagmorgen, bis „tock, tock, tock“ zu hören ist. Der Specht? So nahe? Wo arbeitet er denn? Auf dem Holztisch des Nachbarn? Ein ungutes Gefühl macht sich breit. Er wird doch nicht ... O ja. Er macht sich am Insektenhotel zu schaffen. Als er gestört wird, hat er bereits feinsäuberlich zumindest die Hälfte der von den Wildbienen verschlossenen Löchern aufgehackt. Der hat einen Vogel, der Vogel. Ihm munden Proteine. Aber warum gerade diese? Wochenlang war der Balkon eine Beobachtungsstation, wie Bienen ein- und ausfliegen, wie sie für die nächste Generation sorgen. Die gibt’s jetzt nicht.

Besser beim Nachbarn. Die Natur sei eben grausam, sagt der Mitbewohner, der selbst noch vor ein paar Tagen die von den Bienen verschlossenen Eingänge im Hotel gezählt hat. Kann sie ja sein, aber vielleicht im benachbarten Schönbrunn und nicht im kleinen Hof, bitte. Soll er doch, der Specht, zu seinem komischen Cousin in den Schlosspark fliegen. Der hat, den ganzen Winter lang, den Garten beschallt. Indem er an ein Metallstück gepeckt hat, vielleicht aus Freude über den Lärm?

Nicht alleine. Das Problem mit den Spechten, die Insektenhotels als Buffet sehen, haben einige Menschen. Online werden Tipps gegeben, wie den Bienen der Eingang ge- und den Spechten verwehrt werden kann. Metallgitter über den Bohrungen, Plexiglasplatten, wo die Bienen rundherumfliegen – angeblich. Der Beschluss für den Balkon, auch wegen mangelnden Basteltalents: Hoffen, dass sich der Specht zeigt, weil er schön ist – und weil man ihn dann rechtzeitig verscheuchen kann. Damit die Bienen nicht umsonst arbeiten.

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