Buffet-Romantik am Präsentierteller der Datingplattformen

Buffet-Romantik am Präsentierteller der Datingplattformen
Die moderne Liebe macht es uns nicht immer leicht.
Yvonne Widler

Yvonne Widler

Beschäftigt man sich mit der Liebe, so kommt man an der Soziologin Eva Illouz nicht vorbei. Ihre Arbeiten werden als Meilenstein der wissenschaftlichen „Soziologie der Liebe“ gesehen. Illouz beschreibt die Welt des Gegenwartsmenschen als derart von ökonomischen Zwängen bestimmt, dass selbst romantische Gefühle Warencharakter angenommen haben.

Die Forscherin wollte im Jahr 2003 in „Konsum der Romantik“ herausfinden, was aus jener Liebe geworden ist, die mit Nützlichkeit und Berechnung nichts mehr zu tun haben wollte, sondern nur mit dem romantischen Gefühl. So begutachtet sie diese selbst gewählte Freiheit der Liebe und nennt sie nur eine vermeintliche.

Weil wir doch meist jemanden wählen, der uns ähnlich ist, etwa in Bezug auf den soziokulturellen Hintergrund. Vor allem die Frauen hätten hohe Erwartungen an die Männer: Einkommen, Bildung, Originalität, Zuverlässigkeit. „Das Internet arrangiert die Auswahl wie auf einem Buffet“, schreibt Illouz etwa über die neuen Formen der Partnersuche.

Während ich als Single meine Blicke kritisch über die Auslagen streifen lasse, läge ich gleichzeitig selbst auf dem Präsentierteller – als Ware, die nach Interessenten sucht und sich dem systematischen Vergleich der Angebote stellen muss. Attraktiv und begehrt zu sein, werde damit zum Fundament eines stabilen Selbstbewusstseins. Nie zuvor in der Geschichte hätten Menschen so stark die Anerkennung der anderen gebraucht, um sich wertvoll zu fühlen.

Vieles von dem Glück, das moderne Liebe heute bietet, sei früher allerdings nicht denkbar gewesen, betont Illouz dennoch. Wenn sie eher über das Leid und das Scheitern der Liebe schreibe, dann „weil das Glück sehr gut auch ohne die Bemühungen der Wissenschaft auskommt, was sich vom Unglück vielleicht nicht unbedingt sagen lässt.“

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