Biologisch gesehen spricht nichts für oder gegen die Monogamie

Biologisch gesehen spricht  nichts für oder gegen  die Monogamie
Menschen und Beziehungen - und die Fragen, die wir uns stellen.
Yvonne Widler

Yvonne Widler

Wie es wohl ist, über 70 Jahre miteinander zu verbringen? Der Tod von Prinz Philip hat dafür gesorgt, dass Gedanken über die lebenslange Monogamie wieder in den Köpfen umherschwirren. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit der Evolutionsbiologin Elisabeth Oberzaucher. Sie meinte, die Monogamie als einzig wahres Beziehungsmuster für den Homo sapiens darzustellen, wäre grundsätzlich falsch.

Wenn wir unterschiedliche Kulturen betrachten, finden wir alles an Heirats- und Beziehungsmustern, das wir uns vorstellen können. In unserer westlichen Welt hat sich weitgehend die Monogamie durchgesetzt. Betrachten wir die Situation allerdings weltweit, so ist sie weit abgeschlagen von der Polygynie (Ein Mann, mehrere Frauen). Warum die Monogamie bei uns so ausgeprägt ist, dazu gebe es unzählige Sichtweisen. Eine besonders oft zitierte hat damit zu tun, dass in einem monogamen System zumindest theoretisch jeder die gleiche Chance hat, eine Partnerin oder einen Partner zu finden, da es ausgleichend wirkt.

Aus biologischer Sicht gebe es kein Argument für oder gegen eine lebenslange Monogamie. Natürlich ist sie möglich. Vielleicht muss man aber auch das Thema Treue differenziert betrachten. In Beziehungen geht es immer darum, dass er oder sie sich zur Beziehung bekennt, um Beziehungsqualität also. Treue wird oft als Indikator für diese herangezogen. Ob dieser Indikator ein verlässlicher ist, hängt stark von der individuellen Beziehung ab. Es gibt Beziehungen, die funktionieren, obwohl es keine Exklusivität gibt, aber trotzdem ist das Bekenntnis sehr groß. Andere funktionieren nicht, obwohl es die totale Treue gibt.

Gedanken also, die uns Menschen noch sehr lange begleiten werden.

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