Beziehungen auf Augenhöhe? Noch immer nicht selbstverständlich.

Claudia Stelzel-Pröll
Seit dem ersten Weltfrauentag sind mehr als hundert Jahre vergangen. Die Forderungen klingen heute ähnlich wie damals.
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

„Nicht schon wieder“, sagst du. „Ist doch alles auf Schiene in Sachen Gleichberechtigung“, sagst du. „Diesen Tag braucht niemand, der regt nur auf“, sagst du. Ich sage: Gut so! Ohne Aufregung, ohne diesen Finger, der schmerzhaft in offene Wunden bohrt und ohne aktives Handeln tut sich in diesem Land genau gar nichts.

Karenzmuffel

Am Montag ist es wieder soweit: Es ist Weltfrauentag. Und wer denkt, dass es den nicht braucht, der erkläre mir gerne persönlich, wieso hier Frauen rund 42 Prozent weniger Pension bekommen. Warum Väter weiterhin Karenzmuffel sind und wir Frauen, auf ein Vollzeit-Gehalt hochgerechnet, noch immer um 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Niemand muss ein Klon des anderen sein, niemand spricht davon, alle gleichzuschalten. Wovon wir sehr wohl sprechen, sind gleiche Voraussetzungen, unabhängig vom Geschlecht. Das beginnt schon früh.

Barrieren im Kopf

Wie früh, erzähle ich Ihnen: Unsere damals dreijährige Tochter kam vom Kindergarten heim und sagte: „Mama, nur Buben können später mal Astronauten werden. Mädchen nicht.“ So ein Mist. Dieselbe Sechsjährige musste sich beim Friseur rechtfertigen, warum sie so kurze Haare wolle. Das schaue bei Mädchen nicht lieb aus. Und im Sportgeschäft wurde trotz klarer Bitte nach einem blauen oder grünen Rad drei Mal ein rosarotes angekarrt. Alles Kleinigkeiten, stimmt. Aber solche, die jene Barrieren demaskieren, die es in vielen Köpfen noch immer gibt. Dabei wird doch niemandem was genommen, niemand kommt zu kurz, wenn es allen besser geht. Was wirklich Sinn hat, beruflich und privat, sind Beziehungen auf Augenhöhe. Dafür kämpfen wir, dafür reden wir uns den Mund fusselig, dafür lassen wir uns schief anschauen. Nicht nur am Weltfrauentag. Aber auch.

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