Apropos Valentinstag: Gefangen in alten Rollenbildern?

Apropos Valentinstag: Gefangen in alten Rollenbildern?
Beim Dating hat der Wunsch nach Gleichstellung oftmals Pause, behauptet eine Soziologin.

Julia Pfligl

Vor einiger Zeit stellte die Soziologie-Professorin Ellen Lamont in dem bekannten US-Magazin The Atlantic eine (nicht nur am Tag nach dem Valentinstag) berechtigte Frage: „Warum sind so viele Dating-Gewohnheiten eine Rückkehr zu längst vergangenen Zeiten?“

Ihr Essay handelte von jungen, selbst deklarierten Feministinnen, die sich zwar eine gleichberechtigte Ehe wünschen, beim Kennenlernen jedoch erstaunlich konservative Rollenbilder vertreten.

So erwarte der Großteil der Frauen, die sie im Rahmen einer Studie befragte, dass der Mann bei einem Date den ersten Schritt macht, bezahlt, die Exklusivität der Beziehung bestätigt – und den Heiratsantrag initiiert. Klingt eher nach „Downton Abbey“ als nach Flirten im Post-#MeToo-Zeitalter.

Die Beobachtungen der US-Soziologin sind nicht aus der Luft gegriffen, wie ein Blick auf den eigenen Bekanntenkreis zeigt. Da gibt es – emanzipierte und hoch gebildete – Freundinnen, die kein zweites Date wollten, weil der Mann vorschlug, die Rechnung zu teilen. Oder fünf Zentimeter kleiner war, als in seinem Tinder-Profil angegeben.

Auch beim Thema Heiratsantrag gerät der Feminismus rasch an seine Grenzen. „Ich bin für Gleichstellung, aber das muss schon er machen“, heißt es dann meist.

Ausgerechnet die Wiener Juwelen- und Uhrenfachhändler haben nun eine Kampagne lanciert, die mit tradierten Rollenbildern bricht: In dem Spot geht eine Frau vor ihrem Freund auf die Knie und streckt ihm eine offene Ring-Schachtel entgegen.

Ungewohnt? Ja (nicht nur für Downton-Abbey-Fans). Dieser „Heiratsantrag anders“ wird für Gesprächsstoff sorgen. Womöglich animiert er ja auch die eine oder andere dazu, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Nächsten Valentinstag, zum Beispiel.

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