Alltagsbegegnungen: Einfach mal ein bisschen nett sein

Alltagsbegegnungen: Einfach mal ein bisschen nett sein
Wir hetzen gerne von A nach B - dabei vergessen wir oft, dass kleine Alltagssituationen den Tag besonders machen können.
Laila Docekal

Laila Docekal

Als ich neulich früh morgens mit dem Auto durch eine enge Gasse fuhr, kam mir ein Bus entgegen. Rechts und links waren parkende Autos, wir hatten größte Mühe, uns aneinander vorbei zu schlängeln, und steckten fest. Da kreuzt vor mir ein Handwerker die Straße, schwer mit Werkzeug bepackt, und bemerkt die Szene. Er stoppt, stellt sein Zeug ab und lotst mich durch die Lücke. Ich falte die Hände und lächle ihn zum Dank an. Er grinst zurück, schnappt sich seine Sachen und geht weiter.

Ich hatte den restlichen Tag ein zufriedenes Gefühl im Bauch und ich bin sicher, auch er hatte Freude damit, den Tag mit einer guten Tat begonnen zu haben.

Szenenwechsel, in der U-Bahn: Ich bin (wie leider viele) ins Handy vertieft, als ich neben mir etwas auf den Boden fallen höre. Einem jungen Mann ist beim Hinsetzen sein Schlüssel auf den Boden gefallen und er hat es nicht bemerkt, weil er Kopfhörer in den Ohren hat und – richtig geraten – ins Handy starrt. Ich tippe ihn an und zeige auf den Schlüssel. Er hebt ihn erschrocken auf.

Sein „Danke“ hätte bemerkbarer sein können, aber trotzdem freue ich mich, dass ich ihm den Stress erspart habe, vor seiner verschlossenen Tür zu stehen und um viel Geld den Schlüsseldienst rufen zu müssen.

Es kann aber auch anders laufen: Unlängst spricht mich an der Supermarktkassa eine junge Studentin an. Ihr hat die Bettlerin vor der Tür so leidgetan und sie hat ihr angeboten, mit ihr einkaufen zu gehen. Jetzt ist ihr das zu viel und sie fragt, ob ich nicht ein Produkt um 15 Euro übernehmen könnte. Ich war so perplex, dass ich kurz gebraucht habe, bis ich realisiert habe, was die Studentin und die Bettlerin daneben gerade von mir wollen. Ich mag es nicht, überrumpelt zu werden, und sage zögerlich zu, doch da hat die Kassierin schon alles verrechnet und die Studentin bezahlt am Ende doch alles alleine. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir leidtut, oder ob es eher eine gute Lektion für sie war.

Wenn es darum geht, Gutes zu tun, denken viele an große Gesten und übersehen dabei, dass es nicht gleich ein Großeinkauf sein muss, um jemand anderem (und sich selbst) den Tag zu versüßen.

laila.docekal@kurier.at

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