Abschied von Heinz (4.10.1943-12.8.2021)

Abschied von Heinz (4.10.1943-12.8.2021)
Ein lieber Kollege ist gestorben. Ich empfinde das als eine unfassbare Frechheit.
Johannes Weichhart

Johannes Weichhart

Aufgeregt. Meine Nerven lagen blank, als ich vor 18 Jahren zum ersten Mal die KURIER-Redaktion in St. Pölten betrat. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, wollte ja keine Fehler machen. Mein erster richtiger Job nach dem Studium, die Aufregung war groß.

Milchreis. Gleich zu Beginn lief mir Heinz in die Hände. Also er lief nicht, er schlurfte, ein Schlapfenträger aus Leidenschaft eben, der mich herzlich willkommen hieß. Wir verstanden uns auf Anhieb. Heinz liebte Regionalsport und Milchreis, den er – feierlich wie eine Monstranz vor sich hertragend – vom Supermarkt in sein Büro brachte.

Nur keine Hektik. Außerdem war mein Kollege die Ruhe in Person. Wenn der Redaktionsschluss nahte und Hektik ausbrach, weil noch ein aktuelles Ereignis ins Blatt gerückt werden musste, blieb er gelassen. „Es ist noch nie eine leere Seite im KURIER erschienen“, pflegte er zu sagen. Recht hatte er.

Live-Einstieg. Heinz, ein ehemaliger Kicker und Gründungsmitglied des SKN St. Pölten, hatte wunderbare Geschichten zu erzählen. Einmal sollte er für einen Radiosender einen Live-Einstieg von einem Basketballspiel in der Landeshauptstadt machen. Allerdings hatte er den Termin verschwitzt und befand sich mitten in der Stadt, als der Sender anrief. Den Live-Einstieg machte er trotzdem. „Es ist keinem Menschen aufgefallen, dass ich gerade über den Neugebäudeplatz spazierte, während ich von sensationellen Würfen berichtete und jubelte“, lachte er.

Jetzt ist Heinz gestorben. Ich empfinde das als eine unfassbare Frechheit.

Du wirst mir fehlen.

Abschied von Heinz (4.10.1943-12.8.2021)

Autor: Johannes Weichhart

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