Mathematik-Zentralmatura: Aus Fehlern gelernt?
Für die einen ist der Stoff also zu hoch, für die anderen hinunternivelliert.
Mathematik, das Angstfach. Die Mathe-Matura, ein Schreckgespenst. Das war immer so, daran hat auch die zentrale Reifeprüfung nichts geändert. Im Gegenteil: Die Verunsicherung ist größer geworden, was etwa daran liegt, dass – zumindest im Vorjahr – viele Schülerinnen und Schüler mit dem Verstehen und Lösen der Textaufgaben völlig überfordert waren. Man darf also gespannt sein, wie die heutige Reifeprüfung ausfällt, und gerade deshalb lohnt der Blick zurück.
Regional große Unterschiede
Im Jahr 2016 scheiterten in Mathe mit 22 Prozent jedenfalls doppelt so viele wie im Jahr 2015. Besser sah es dann nach den Kompensationsprüfungen aus: „Nur“ sieben Prozent der AHS-Maturanten blieben auf einem Nicht Genügend in Mathe sitzen. Auffällig waren im Jahr 2016 auch die großen Unterschiede, einzelne Klassen und Schulen betreffend. In 112 AHS-Klassen kassierte kein einziger Schüler ein „Nicht Genügend“ in Mathe, in 107 waren dagegen mehr als 50 Prozent negativ. Ebenso auffällig waren die regionalen Unterschiede - in Vorarlberg schaffte ein Drittel der AHS-Maturanten die Mathe-Klausur nicht, in OÖ waren es nur 13 Prozent. Am Ende waren es – AHS und BHS zusammen – 93,8 Prozent der Maturanten, die die Mathe-Reifeprüfung bestanden haben. Die Bildungsministerin Sonja Hammerschmid gab sich damals zufrieden und verwies auf „früher“: Fünfer gab es immer schon. Aufregung gab es um ihren provokanten „So-what-Sager“.
Stattdessen wäre es spannend und wichtig gewesen, die regionale Unterschiedlichkeit unter die Lupe zu nehmen, um zu analysieren, was an welcher Schule wer falsch gemacht hat. Denn das Versagen kann ja wohl nicht ausschließlich an den Schülerinnen und Schülern festgemacht werden, sondern liegt vielleicht auch an der Art und Weise, wie Mathematik übermittelt wird und wie die jungen Menschen in diesem Fach „maturafit“ gemacht worden sind. Doch hier mangelt es nach wie vor an Transparenz.
BHS: Eine Matura für völig verschiedene Anforderungen
Einer der zentralen Vorwürfe betrifft weiters die komplexe Art der Prüfungsdurchführung. Die Aufgaben sind an den AHS und BHS unterschiedlich. An den BHS gibt es einen ersten gemeinsamen Teil für alle Schultypen - also Höhere technische Lehranstalten/HTL, Handelsakademien/HAK, Humanberufliche Schulen/HUM, Bildungsanstalten für Kindergarten- bzw. Sozialpädagogik/BAKIP bzw. BASOP, Höhere Schulen für Land- und Forstwirtschaft/HLFS. Bei diesen Grundkompetenzen müssen alle die gleichen Aufgaben erledigen, nur der zweite Teil ist auf den Schultyp zugeschnitten - was absurd ist. Denn es bedeutet, dass Schüler, die Kindergartenpädagogen werden möchten, dieselben Aufgaben lösen müssen, wie jemand, der sich auf einer HTL für einen technischen Beruf interessiert. Für die einen ist der Stoff also zu „hoch", für die anderen hinunternivelliert.
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