Massentourismus – nicht um jeden Preis

Eine „Solidarabgabe“ für den Besuch touristischer Highlights in Österreich wäre aber nur fair.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Heute sind weltweit doppelt so viele Touristen unterwegs wie noch vor 20 Jahren. Im Jahresverlauf werden mehr als 1,2 Milliarden Menschen eine Reise unternehmen. Das lässt in den Augen der Reiseveranstalter Dollar-Zeichen aufblinken und treibt den Einheimischen in den Tourismushochburgen zunehmend die Zornesröte ins Gesicht.

In Venedig oder Barcelona spucken Kreuzfahrtschiffe täglich Tausende Urlauber zum Sightseeing aus und sammeln sie noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder ein. Gegessen und genächtigt wird auf dem Schiff, ist ja schließlich „alles inklusive“. Wirtschaftlicher Effekt vor Ort: überschaubar. Was bleibt, ist die Umweltbelastung. Schließlich liegen die Schiffe tagsüber wie ungefilterte Kraftwerke im Hafen.

Verständlich also, dass Politiker und Tourismusverantwortliche Handlungsbedarf sehen. Die Palette reicht von einem Numerus clausus, wie ihn der Bürgermeister von Capri überlegt, um nicht von Tausenden Touristen am Tag überrannt zu werden. Bis hin zu einer Solidarabgabe, wie sie in der Wachau diskutiert wird. Oder einer Kombination von beiden. Entlang der Donau sind heute doppelt so viele Schiffe und Passagiere unterwegs wie vor zehn Jahren. In Melk kommt schon fast jeder zweite Gast per Schiff – und bleibt nur wenige Stunden. Würden die Gäste ein paar Euro „Weltkultur-Abgabe“ zahlen, wäre das keine Abzocke, sondern ein fairer Beitrag zum Erhalt der ganzen Region. Eine Erhöhung der Touristentaxe wäre jedenfalls eine halbe Sache. Schlicht, weil sie an den Tagestouristen spurlos vorübergeht.

So neu ist die Idee von Eintrittsgeldern im Übrigen auch nicht. Das weiß jeder, der schon einmal in einem Nationalpark in den USA war und dort Eintritt gezahlt hat – und zwar ohne sich aufzuregen.

Kommentare