Hinterfragenswert ist hingegen, warum man alle Reiserückkehrer in einen Topf wirft. Wer mit seiner Familie in ein Appartement nach Italien fährt, dort den Strand und Trattorias besucht, hat ein geringes Risiko. Wer jedoch, so wie die 8.000 (oder gar 19.000?) jungen Österreicher zum Abtanzen, Abfeiern und Abschmusen nach Kroatien auf ein Megafestival fährt, setzt sich selbst, viele andere dort und dann seine Freunde, Kollegen und Verwandten zu Hause einem Risiko aus.
Selbst wenn die Veranstalter beteuern, dass die 3-G-Nachweise ordentlich kontrolliert wurden, darf man bei solchen Menschenmassen davon ausgehen, dass einige „kranke Schäfchen“ durchrutschen. Glaubt man Teilnehmern, so wurden grüne Pässe einfach fotografiert und weitergeschickt. Der Name und dessen Abgleich mit einem Lichtbildausweis wird ohnehin nur in den seltensten Fällen geprüft.
Viel wurde schon über die verlorene Zeit für junge Menschen geschrieben. Und natürlich stimmt es, dass gerade Teenagern ein Teil ihrer Jugend genommen wurde. Doch sind Mega-Festivals deswegen wirklich nötig? Ist ein Sommer ohne diese Events wirklich schon eine Tragödie, eine geraubte Zeit?
Das St. Pöltner Frequency-Festival wurde trotz strengem Corona-Konzept wegen der ansteckenderen Delta-Variante nicht genehmigt. Dass man nun nach Kroatien fährt, weil es dort weniger streng zugeht, ist ein Witz. Daher sollte jedem, der solche Veranstaltungen besucht, vorher und nachher ein PCR-Test vorgeschrieben werden. (Dasselbe gilt übrigens für Volksfeste für Erwachsene. Offene Gasthäuser müssten doch auch reichen, warum braucht man so große Menschenansammlungen?)
Unterrichtsminister Faßmann präsentiert bald sein Konzept für die Schulöffnung. Es ist das wichtigste Papier für den Herbst. Da immer betont wird, dass jeder Ungeimpfte mit Delta infiziert werden wird, Schüler aber entweder gar nicht (unter 12) oder kaum geimpft sein werden, wird das Klassenzimmer der potenziell gefährlichste Ort des Herbstes. Da Berichte über Long Covid bei Jugendlichen zunehmen, besteht Grund zur Sorge. Faßmann muss unsere Kinder davor schützen, koste es was es wolle. Denn noch ein verlorenes Schuljahr ist für unsere Jugend weitaus schlimmer als ein verpasstes Musikfestival.
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