EU verbietet Veggie-Burger: Gefangen in der Lobby

Trump ist (vorerst) nicht Friedensnobelpreisträger, obwohl er das so gerne wäre – Oslo, nimm dich in Acht. Reden wir aber nicht darüber, was gewesen wäre, sondern was ist oder zumindest sein wird. Das EU-Parlament hat in dieser Woche dafür gestimmt, dass Fleischersatzprodukte nicht mehr an Fleisch erinnernde Namen tragen dürfen. Dass nur noch ein Schnitzel ist, wo Schwein (in Wien Kalb) drinnen ist, dass ein Burger zwingend Rind braucht und eine Wurst … ja was eigentlich? So genau will man das bei manchen Sorten nicht wissen.
Ja, auch das ist Politik, ebenso wie die idiotische Stöpselverordnung für Plastikflaschen, hinter der nur die Putzereien-Lobby stecken kann. Apropos Lobby: Regelmäßig verfestigt sich der Eindruck, dass heftigst lobbyierende Interessensgruppen politisch wichtiger sind als die Menschen. Jedenfalls auf Ebene der EU. Wobei auch die nur eine Union lobbyierender Einzelstaaten ist.
Wir leben in einer Verbotszone, diese Diagnose wird immer wieder gestellt. Neuerdings kommt dazu, dass wir in einer Verbotszone leben, die Menschen für blöd verkauft. Es wird doch niemand ernsthaft annehmen, dass jemand, der im Supermarkt ein Fleischprodukt erwerben will oder im Gasthaus eine karnivore Bestellung aufgibt, sich irrtümlich für eine hinterhältige Sojamischung entscheidet.
Politische Sättigungsbeilage
Und wer glaubt, dass die Fleischbauern dank solcher Entscheidungen ihren Kollegen von der Gemüsefraktion auf alle Zeiten die lange Gurke zeigen können, liegt auch falsch. Diese ganze, besonders emotional geführte Debatte, wäre im Prinzip von äußerster Nebensächlichkeit – wie eine politische Sättigungsbeilage. Und man muss sich jetzt schon fragen, wie das neue Namensrecht kontrolliert beziehungsweise exekutiert wird. Tauchen künftig in Supermärkten Fleischinquisitoren auf? Werden Speisekarten fürderhin zensiert?
Traurig an all dem ist allerdings, dass gesellschaftliche Realitäten solcherart politisch korrigiert werden sollen. Es spricht nicht das Geringste gegen ein gutes Schnitzel aus artgerechter Tierhaltung – aber es ist ein Faktum, dass der Fleischkonsum zurückgeht. Ähnlich verhält es sich mit Umweltschutzauflagen generell – auch da hat sich das Bewusstsein zahlreicher Menschen geändert. Dennoch wird politisch Vieles gerade rückabgewickelt, nicht nur bezüglich des Comebacks des Verbrennermotors.
Und wenn wir gerade bei Verboten im Umweltbereich, beim Zurückschlagen des Imperiums und bei offenbar zu unterbindender Wokeness sind: Eine heilige Kuh wird nicht angegriffen, nämlich das Fahrrad. Wie damit von dessen Benutzern im öffentlichen Verkehr teils umgegangen wird, ist gefährlicher als jedes Seitan-Schnitzel und nahe an der Anarchie. Aber da ist wohl auch die Lobby zu stark. Und die EU kümmert sich lieber um Wurstradln.
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