Jetzt erst recht - oder warum Österreich in der UNO glänzen sollte

Trump steht am Rednerpult im großen Saal der UNO
Trump attackiert die UNO. Vielleicht ist es da sogar ein kleiner Akt des Widerstandes, wenn Österreich nun wieder ins wichtigste UNO-Gremium will.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Wer Schlimmes erwartet hatte, der wurde nicht enttäuscht. Nein, es kam noch schlimmer. Mit seinem Wutauftritt vor der UNO zeigte US-Präsident Donald Trump einmal mehr, was er von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen hält – nämlich herzlich wenig: 

Aus seinem Blickwinkel ist die UNO eine Art schwarzes Loch, das amerikanisches Geld verschlingt und nichts auf die Reihe bringt, während er, Trump, in sieben Monaten sieben Kriege beendet habe.

Wie sehr der US-Präsident auf die UNO pfeift, bewies er allein schon in der alle Regeln der Länge sprengenden Rede, die wirr zwischen Klimawandelleugnung, österreichischen Gefängnisinsassenzahlen und UNO-Beschimpfung mäanderte.

Das alles wäre weniger tragisch, wenn die USA nicht der wichtigste Geldgeber und Akteur der UNO wären. So aber hängen die Weltorganisation und ihre unendlich wichtige humanitäre Arbeit in der Luft. Kenner der US-Administration meinen gar, Trump und Co. würden die US-Mitgliedschaft nur deswegen nicht in den Wind schießen, weil ein Austritt der USA aus der UNO mühsamer wäre als drinnen zu bleiben.

Österreich will wieder in die erste Reihe der UNO

Und in dieser Organisation, die von Washington verächtlich gemacht und finanziell ausgehungert wird, will das kleine Österreich stärker mitspielen? Wozu? 

Jetzt erst recht, wäre die richtige Antwort – die so nicht stimmt, weil Österreich schon seit Jahren darauf hinarbeitet: Österreich will 2027 wieder für zwei Jahre in den UNO-Sicherheitsrat einziehen. „Es stimmt, dass die UNO ihrem Potenzial derzeit nicht gerecht wird“, sagt Außenministerin Meinl-Reisinger.

++ HANDOUT ++ SITZUNG DER UNO-VOLLVERSAMMLUNG ZUM 80. JAHRESTAG DER VEREINTEN NATIONEN: VAN DER BELLEN / STOCKER / MEINL-REISINGER

Bundespräsident Van der Bellen, Kanzler Stocker und Außenministerin Meinl-Reisinger in der UNO-Vollversammlung

Aber gerade dann sei internationale Zusammenarbeit umso wichtiger – besonders für die kleinen Staaten. Im Sicherheitsrat hätte Österreich dann wieder eine Stimme, die lauter gehört wird als sie sonst durch die Welt schallt. Oder, wie es ein Diplomat formulierte: „Dann boxen wir über unserer Gewichtsklasse.“

Einem erratischen, zunehmend autoritär agierenden, mächtigsten Mann der Welt wie Trump ist als einzelner Staat nicht beizukommen. Da hat man willkürlich festgesetzte Strafzölle an die USA zu zahlen. Da bekommt man plötzlich erklärt, in Europa gebe es keine Meinungsfreiheit mehr, während in den USA Medien mit Milliardenklagen eingeschüchtert und Satiriker vom TV-Schirm verbannt werden. 

Vielleicht ist es also auch ein kleiner Akt des Widerstandes, wenn sich Österreich wieder in den Sicherheitsrat jener Organisation vorkämpft, die Trump so schädigt. Widerstand lohnt sich: zu sehen am Late-Night-Show-Star Jimmy Kimmel. Der steht auch wieder auf der Bühne. 

Die UNO muss ebenso nicht ihren Geist aufgeben, solange ihre Mitglieder für sie einstehen und sich – so klein sie auch sind – nicht so kleinmachen lassen, wie Trump das will.

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