Trumps globaler Zollkrieg oder so sieht sie aus, die neue Weltunordnung

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Hohe Zollmauern statt freiem Handel – an diesem willkürlich verhängten Strafsystem wird sich in der Ära Trump nichts mehr ändern.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

In den finsteren Zeiten der ferneren Vergangenheit kam es gelegentlich vor, dass die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft wurden. So gesehen hatte die Leiterin des amerikanischen Büros für Arbeitsmarktstatistik noch Glück, in heutigen Zeiten zu leben: Sie wurde von US-Präsident Donald Trump nur gefeuert. Dabei hatte die Chefstatistikerin beibleibe keine Hiobsbotschaft zu überbringen, sondern nur die Tatsache, dass die Zahl der neuen Jobs in den USA nur einen Bruchteil jener Menge erreichte, die Trump als „großartig“ versprochen hatte.

So sieht sie also aus, die politische Linie des 47. Präsidenten der USA: ideologiebefreit, willkürlich, brutal, unversöhnlich, rachsüchtig und ausschließlich lust- und laune-getrieben. Man könnte auch sagen: autoritär.

Er hat das Sagen 

Donald Trump, der mächtigste Mensch der Welt, hat das unwidersprochene Sagen – weswegen sich ihm im eigenen Land nahezu kaum jemand in den Weg stellen kann. Schlimmer noch: Wehe dem Beamten oder der Expertin, der oder die nicht die von Trump großspurig angekündigten Wunderziele bieten kann.

Was wurden sie einst gefeiert, Amerikas berühmte Checks und Balances; die Gewissheit, dass selbst ein US-Präsident stets von politischen und juristischen Gegengewichten auf irdische Machtmöglichkeiten zurückgestutzt wird. Davon ist einstweilen nichts mehr zu spüren – in dieser neuen, von Donald Trump ausgerufenen Weltunordnung.

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In der wird ein globales Handelssystem demontiert, das die Vereinigten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg mitaufgebaut haben. Die Importzölle gegenüber mehr als siebzig Staaten haben sich seit Trumps Amtsantritt im Schnitt mehr als verzehnfacht – auf ein absurdes Niveau, wie es zuletzt vor hundert Jahren während der großen Depression bestanden hatte.

50 Prozent Zölle für Importe aus Brasilien, weil dort ein Richter gegen Trumps Ex-Amtskollegen Bolsonaro vorgeht. Verrückte 39 Prozent für die Schweiz, wobei niemand genau verstanden hat, wieso die Eidgenossen derart bestraft werden.

Dagegen muten die 15 Prozent Zollhürden für EU-Produkte fast schon harmlos an – doch auch für Europa gilt: Noch ist nichts fix, und schon morgen kann Trump wieder mit neuen, aus dem Hut gezauberten Forderungen auf den Tisch hauen.

Sicher ist nur: Trump versteht Handelsdefizite als „Diebstahl“ – weshalb es aus seiner Sicht nur Recht und Ordnung entspricht, die ganze Welt zu strafen und büßen zu lassen. Hohe Zollmauern statt Freihandel – an diesem System wird sich in der Ära Trump nichts mehr ändern. Ein wenig ausgleichen lassen wird sich der Schaden nur, indem der Rest der Welt den freien Handel unter- und miteinander vertieft. In einer Welt, in der die USA nicht mehr allein den Ton angeben dürfen.

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