Ein besseres Abkommen, um den Gottesstaat in Zaum zu halten, kam seither nicht nach – der Iran begann wieder aufzurüsten. Und bestätigte damit tief sitzende Ängste in ganz Israel: Dem nationalen Sicherheitsverständnis des jüdischen Staates entspricht es, dass keiner seiner Gegner Atomwaffen besitzen darf. Schon gar nicht der Iran, in dessen Verfassung das Ziel festgeschrieben steht, Israel von der Landkarte zu tilgen.
Und so war es nicht Premier Benjamin Netanjahu, der als erster israelischer Regierungschef eine feindliche Atomanlage attackierte: Das war vor bereits 44 Jahren Menachem Begin, der Israels Luftwaffe losschickte, um einen Atomreaktor im Irak zu bombardieren. Doch was Netanjahu offenbar jetzt vorschwebt, ist die Zerstörung des gesamten iranischen Atomprogramms. Das bedeutet wochenlange Luftangriffe auf Ziele im Iran – mit dem Potenzial unabschätzbarer Folgen. Ist Israels Vorgehen ein Bruch des Völkerrechts? „Ganz klar“, sagen Rechtsexperten – aber aus der Sicht Israels spielt das ohnehin keine Rolle, man argumentiert mit dem Recht auf Selbstverteidigung.
Ob der Krieg nun in ein gegenseitiges Nieder-Bombardieren mit möglicherweise Tausenden toten Zivilisten mündet, wird viel vom Regime in Teheran abhängen. Der Iran könnte als Antwort auf die israelischen Angriffe – und sie werden so bald nicht enden – die extrem wichtige Seestraße von Hormus sperren. Das würde dann nicht nur wieder die weltweiten Energiepreise in die Höhe schießen lassen, sondern auch dazu führen, dass letztlich doch noch die USA in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen.
Tatsächlich aber scheint US-Präsident Trump wenig geneigt, an der Seite Israels in den aktuellen Krieg zu ziehen - auch wenn die USA die Angriffe Israels dulden. Schließlich hatte Trump die Wahlen auch mit dem Versprechen gewonnen, die USA nicht mehr in „unnötige Kriege“ zu führen. Jetzt hätte der Mann, der angeblich unbedingt einen Friedensnobelpreis bekommen will, die Chance, Israel massiv unter Druck zu setzen und diesen Krieg so schell wie möglich zu beenden. Er hätte die Chance, den Iran doch noch in ein Atomabkommen zu zwingen und so einen historischen Fehler zu korrigieren, den er selbst verursacht hat.
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