Auf die Touristen ist noch Verlass

Kommenden Freitag werden die Tourismuszahlen für die abgelaufene Wintersaison bekannt gegeben. Schon jetzt kann gesagt werden, dass mit rund 72 Millionen Nächtigungen der Rekord aus 2018/19 – der letzten Vor-Corona-Saison – nahezu erreicht wird. Und auch für den kommenden Sommer sind die Touristiker optimistisch. Nicht nur das Geschäft mit Städtereisenden brummt (im April wurde etwa in Wien ein Rekordwert erreicht). Auch bei Kongressen und Tagungen werden landesweit Höchstwerte erzielt.
Doch viele Gäste bedeuten nicht gleichzeitig, dass in der Branche alles eitel Wonne ist. Denn zum einen sparen die Besucher, was angesichts der teils stark angehobenen Preise für Übernachtungen, Sehenswürdigkeiten und Dienstleistungen nachvollziehbar ist. Zum anderen bleibt von den Mehreinnahmen den Hoteliers weniger als früher in der Tasche. Denn sie selbst müssen höhere Löhne oder gestiegene Kosten für Energie oder Erhaltungsarbeiten schultern.
Die Luft geht aus
Kein Wunder also, dass da dem ein oder anderen aus der Branche die Luft ausgeht. In den ersten drei Monaten des Jahres meldeten 191 Betriebe Insolvenz an. Dies ist zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, aber ein noch immer sehr hoher Wert. Zahlreiche Zimmeranbieter sind chronisch unterfinanziert und kommen mehr schlecht als recht über die Runden. Für nötige Investitionen in neue Angebote bleibt dann nichts übrig.
Verbesserungen in die hoteleigene Infrastruktur sind aber notwendig, um den immer anspruchsvoller werdenden Gast bei Laune zu halten und ihm zur Wiederkehr zu animieren. Gratis-WLAN, Kinderbetreuung inklusive, Wellness-Möglichkeiten und ganzjährig benutzbarer Pool gelten immer öfter als selbstverständlich, vor allem wenn die Kunden spürbar mehr ausgeben müssen als früher.
Die Treue ist endenwollend
Und die Konkurrenz schläft nicht. In Zeiten von Billigfliegern und Buchungsplattformen mit guten Preisvergleichsmöglichkeiten wird die Treue der Gäste zu ihrem langjährigen Quartiergeber enden wollend. Und somit auch zu Österreich als Tourismusland. Tradition hin, Kulinarik her. Das Wetter als eine wichtige Komponente bei der (immer kurzfristiger fallenden) Entscheidung über die Urlaubsdestination können die politisch Verantwortlichen nicht beeinflussen. Andere Rahmenbedingungen jedoch schon. Österreich als Hochsteuerland trifft auch die Gäste, Reizwort Lohnnebenkosten.
Und manchmal schießen sich die Hoteliers auch ins eigene Bein, etwa in Salzburg, wo auf Betreiben von Land und Tourismusvertretern nun die Gäste eine höhere Nächtigungsabgabe zahlen müssen. Sie können zwar dafür im Bundesland gratis mit den Öffis fahren. Bloß stellt sich die Frage, ob sie dies auch tun wollen.
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