Sie sitzen in Waldcamps und Baumhäusern im ehemals ostdeutschen Brandenburg und protestieren gegen die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide. Der Tesla ist zwar ein E-Auto und damit eigentlich grün, aber eben ein Auto und damit pfui. Vor allem, wenn für seine Produktion ein Stück Wiese oder Wald dran glauben muss.
Und die Umweltaktivisten applaudieren, wenn Geistesverwandte der linksextremistischen „Vulkangruppe Tesla abschalten“ versuchen, einen Zug zum Entgleisen zu bringen oder erfolgreich den Masten einer Hochspannungsleitung abfackeln, wie vergangene Woche. Und damit die Produktion des amerikanischen Autobauers lahmlegen, Milliardenschaden inklusive (Stromausfälle in ein paar Dörfern waren halt bloß ein Kollateralschaden).
Ist das noch Aktionismus im Namen einer guten Sache (welcher?), die man schenkelklopfend goutieren darf? Oder brachialer Öko-Terrorismus, wie Tesla-Gründer Elon Musk und Brandenburgs Innenminister zürnen?
Man stelle sich vor, rechte Gruppen sprengen einen Strommasten, um einem Asylantenheim das Licht abzudrehen. Der mediale Aufschrei wäre über die Grenzen ein nicht zu überhörender. Zu Recht. Wenn jetzt eingewendet wird, der Vergleich hinke, weil ein rechtsextremer Mob Asylantenheimen nicht nur das Licht abgedreht, sondern sie schon abgefackelt und Leib und Leben von Asylwerbern angegriffen habe – stimmt. Und die Vorläufer der antikapitalistischen „Vulkangruppe“ haben Banker und Industrielle entführt oder in die Luft gesprengt, haben bei militanten Palästinensern in Nahost das Terrorhandwerk gelernt – erst dieser Tage wurde mit Daniela Klette eine führende Vertreterin der dritten RAF-Generation verhaftet.
Den Linksextremisten, die die „komplette Zerstörung der Gigafactory“ planen (und damit Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region vernichten), geht es nur vordergründig um Umwelt. Sie zünden laut Bekennerschreiben „ein Leuchtfeuer gegen Kapital, Patriarchat und Kolonialismus“, weil unser Planet durch „Raubtierkapitalisten“ und „Technofaschisten vergewaltigt“ werde. Die demokratischen Strukturen taugen in diesem Weltbild nicht, der Umsturz der Gesellschaft muss in eigene Hände genommen werden.
Das linke Geschwurbel gegen das System erinnert stark an die Anfänge der RAF. Der Schritt zu deren Terror, der die 1970er- und 80er-Jahre in Deutschland prägte, ist nur ein kleiner. Die Verbindung der Baumhausbewohner im Forst – ihrer Protestkultur ist im Wiener MAK gerade eine Ausstellung gewidmet! – zu den Vulkan-Anarchisten ist evident. Und die Gelassenheit, mit der die Öffentlichkeit dem scheinbar bisschen Öko-Terrorismus begegnet, ist besorgniserregend.
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