Es ist schwer zu ertragen, wenn ein Kind stirbt. So wie mitten in Villach am Wochenende. Wie schrecklich das für die Angehörigen und Freunde sein muss, kann man als jemand, der das nicht erlebt hat, nicht einmal erahnen. Selbst nur daran zu denken, verursacht Unbehagen.
Die Folge: Man schaltet einfach ab. Den Fernseher, das Radio, das Handy, mit dem man gerade Medien konsumiert und innerlich auch ein bisschen sich selbst. Zu viele Nachrichten sind aktuell im besten Fall besorgniserregend, im schlimmsten Fall erschüttern sie einen wegen ihrer Grausamkeit in den Grundfesten.
Wie eben jene am Wochenende. Die Worte, die Innenminister Gerhard Karner, Landeshauptmann Peter Kaiser und Villachs Bürgermeister Günther Albel am Tag nach der Tat bei einer Pressekonferenz fanden, waren darum auch – nicht nur gemessen an üblichen Politikerreden – allesamt (zurecht) ungewöhnlich emotional.
Während die geografische Nähe einen förmlich dazu zwingt, hinzuschauen, blendet man Vorgänge, die etwas weiter weg sind, immer öfter nur allzu bereitwillig aus. Krieg, Terror, Krisen – ein Teufelskreis, der sich seit Monaten und Jahren immer wieder zu wiederholen scheint. Es ist verständlich, dass eine gewisse Realitätsflucht um sich greift. Je öfter etwas passiert, desto mehr – bis schließlich auch die geografische Nähe nichts mehr auslöst.
Und doch müssen wir weiter konsequent hinschauen. Ein kollektives Kopf-in-den-Sand stecken hilft nur den destruktiven Kräften.
Der Trauermarsch in Kärnten, die vielen abgelegten Kerzen am Tatort und die Solidaritätsbekundungen zeigen hingegen eindrucksvoll, warum es sich lohnt, sich immer und immer wieder dazu aufzuraffen, sich nicht selbst in die Abstumpfung zu flüchten: Das Zusammenstehen in der Krise als klares Zeichen dafür, dass man sich von Attentätern diesen Zusammenhalt nicht nehmen lässt. Dass wir unseren Mut nicht verlieren und uns nicht kampflos in der Gleichgültigkeit verlieren.
Dass wir weiter Maßnahmen setzen oder als Gesellschaft einfordern müssen, damit nicht noch mehr Kinder (oder sonst jemand) mitten auf der Straße ermordet werden.
Alex, der 14-jährige Junge, der am Dienstag betrauert wurde, war ein „ein liebevoller Mensch. Man hat mit ihm weinen können, man hat mit ihm über Probleme reden können und er war immer für dich da.“ Das erzählte seine Ex-Freundin Charlotte der Kleinen Zeitung. Sie wünscht sich, dass alle stark bleiben, weil er immer von oben auf uns herunterschauen wird.
Bleiben wir stark und schauen wir mit Entschlossenheit zu ihm zurück und gemeinsam nach vorne.