Noch ist zu wenig über die Hintergründe des Attentats bekannt. Und die lange Geschichte von Anschlägen auch in Europa lehrt, dass Politiker immer wieder Ziel nicht nur politischer Fanatiker, sondern auch psychisch verirrter Personen werden. Oskar Lafontaine, damals SPD-Kanzlerkandidat, wurde bei einem Wahlkampfauftritt von einer psychisch kranken Frau mit einem Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt; Wolfgang Schäuble, damals CDU-Innenminister, brach unter Revolverschüssen eines psychisch Kranken zusammen und saß danach mehr als 30 Jahre im Rollstuhl.
Aber egal, ob der slowakische Premier nun Opfer eines „Spinners“ oder eines Fanatikers wurde: Faktum ist, dass Politiker ein Ziel für Gewalttaten darstellen. Und zwar zunehmend nicht nur, weil der Prominentenfaktor Schlagzeilen bringt. Sondern, weil die Stimmung gegen Politiker aufgeladen ist – und bewusst aufgeladen wird.
Gewiss, Fico ist einer, der selbst polarisiert hat. Noch in Opposition prägten seine hasserfüllten Reden gegen die Regierenden den politischen Alltag in der Slowakei; als Regierungschef fährt er einen die Gesellschaft spaltenden, nationalistischen Kurs. Aber sage keiner, damit habe er eben Hass auf sich gezogen, der auch in Gewalt münden kann – kann und darf er nicht!
Umgekehrt sind Politiker von seinem Schlag für den schwindenden Respekt gegenüber politischen Gegnern und die sinkende Hemmschwelle gegenüber Menschen anderer Meinung verantwortlich – der Ton, in dem vor allem die Generation Kickl & Co., aber nicht nur die, hetzt und aufhetzt, ist einer, der aus längst vergangen geglaubten Zeiten tönt und der Angst machen muss. Weil die Saat der Hetzer aufzugehen beginnt, auch bei „Spinnern“ auf fruchtbaren Boden fällt – in Form von Gewalt.
Die ist, egal ob das Opfer links, rechts, in der Mitte oder sonst wo steht, ein Armutszeugnis in einer aufgeklärten, pluralistischen Gesellschaft.
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