Wenn Immobilien auf Sand gebaut werden

Die gute Nachricht vorweg: Die Preise am heimischen Immobilienmarkt werden laut einer Studie des Beratungsunternehmens EY heuer in fast allen Kategorien sinken. Das ist prinzipiell schön für alle, die in Eigentum investieren wollen. Die Sache hat allerdings einen Haken: In den vergangenen Jahren haben die Preise exorbitant zugelegt, sodass für viele ein Eigenheim nicht mehr leistbar ist, selbst wenn es jetzt ein wenig günstiger wird. Die strengere Vergabe von Hypothekardarlehen, die höheren Kreditzinsen und gestiegene Baukosten tun ihr Übriges dazu.
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Das lässt auch die Politik aktiv werden, wobei die Zugänge zu dieser Materie wenig mit Marktwirtschaft zu tun haben.
Die Grünen bauen wie die SPÖ auf einen fixen Höchstzinssatz für Wohnkredite. Wobei der kleinere Koalitionspartner sogar noch weiter geht und eine Umwandlung eines variabel verzinsten Kredits in einen Fixkredit vorgeschlagen hat – auf Kosten der Banken und nicht nur aus diesem Grund höchstwahrscheinlich verfassungswidrig. Die Kanzlerpartei ÖVP wiederum will einen staatlich besicherten Wohnbaukredit auf das erste Eigentum einführen. Ist die Finanzierung nicht mehr stemmbar, würde also der Steuerzahler zum Handkuss kommen. Egal ob Opposition oder Regierung, am Ende des Tages soll bei einer Fehlkalkulation des Bauherren jemand anderer zahlen. Wie haben es bloß in der Vergangenheit die Zigtausenden Häuslbauer und Wohnungskäufer geschafft, vollkommen eigenverantwortlich zu einer Immobilie zu kommen, ohne sich dabei zu übernehmen?
Natürlich sind die aktuellen Umstände bei Immobilien schwierig, und auch große Entwickler geraten ins Trudeln, siehe Signa. Doch wer käme auf die Idee, dass der Steuerzahler für René Benkos falsche Entscheidungen aufkommt? In China übrigens wird nun Evergrande, der mit rund 275 Milliarden Euro am höchsten verschuldete Immobilienkonzern der Welt, aufgelöst. Auch anderswo stand offensichtlich das Credo „höher, größer, schöner“ an oberster Stelle, ohne Rücksicht auf Risiken.
Wer sich keine Immobilie leisten kann, sollte zuwarten, bis sich die Lage bessert. Die Zinsen etwa werden heuer wieder sinken, und auch die Bauwirtschaft klagt über eine mangelnde Auftragslage, sodass es auch von dieser Seite bald zu einer finanziellen Entlastung kommen sollte.
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Nicht viel besser läuft es auch auf dem Mietmarkt. Die Mieten galoppieren wegen der an die Inflationsrate gebundenen Erhöhungen davon. Den Vermietern bleibt davon nur wenig. Schließlich müssen sie die höheren Kosten bei Reparaturen oder Sanierungen stemmen. Die von der Regierung beschlossene Mietpreisbremse ist ein weiterer Eingriff in den freien Markt. Und es werden dadurch weniger Wohnungen errichtet, auch im Sozialbau. Dabei wäre der Bedarf gerade in diesem Bereich groß.

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