Von Grönland bis Gaza: Supermachtpolitik auf Steroiden

Donald Trump
Wenigstens wird nicht mehr beschönigt, worum es Donald Trump geht: die pure Macht, den eigenen, amerikanischen Vorteil
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Das alles klingt nicht mehr nach einem Politiker, sondern nach einem skrupelbefreiten Immobilienmakler: Palästinenser vom Gazastreifen absiedeln – was nichts anderes bedeuten würde, als sie zu vertreiben und Gaza ethnisch zu säubern – das völlig zerstörte Gebiet von Trümmern räumen, dann gentrifizieren und als „Riviera des Nahen Ostens“ an den Meistbietenden verkaufen.

So weit der jüngste Plan des an schockierenden Plänen nicht armen amerikanischen Präsidenten. Man hat sich in der kurzen zweiten Amtszeit des neuen Herrn im Weißen Haus ja schon an einiges gewöhnt, aber die Welt in Trump’scher Manier als eine Art Selbstbedienungsladen zu sehen, das hat in der Weltpolitik schon eine neue Qualität: Man nehme sich einfach, was irgendwie zu den eigenen Zielen passt.

Erinnert das an irgendjemanden?

Genau, da war doch ein gewisser Herr Putin, der befand, dass es keinen ukrainischen Staat gibt und seine Armee losschickte. Und wie es aussieht, wird der russische Präsident damit Erfolg haben. Er dürfte zumindest Teile der überfallenen Ukraine dauerhaft im eigenen Machtbereich einzementieren.

Da wären wir also wieder an dem Punkt, wo man nach Abermillionen Toten im Zweiten Weltkrieg nie wieder sein wollte: dort, wo sich der Stärkere sein eigenes Recht zimmert und das dem Unterlegenen aufoktroyiert. 

Russland zeigt es vor; China schaut interessiert zu, hält sich aber bedeckt: Mit der Rückholung Taiwans in den eigenen Orbit hat das Reich der Mitte keine Eile. Aber es sieht, dass alle Paragrafen des Völkerrechts verschwimmen, sobald der wirklich Starke der Geopolitik auf die heiligen Prinzipien einer friedvollen Welt pfeift.

Man könnte Donald Trump zugutehalten: Wenigstens wird nichts mehr beschönigt. Es geht um pure Macht, den eigenen, amerikanischen Vorteil, Druck, Drohungen, Einschüchterung. Supermachtpolitik auf Steroiden. Und so lange Trump nicht den anderen Mächtigsten – vor allem China – ins Gehege kommt, wird sich daran auch nichts ändern.

Stolpern, gar scheitern könnte der US-Präsident mitsamt dem auch noch kaum zu bändigenden Chef-Disruptor und IT-Milliardär Elon Musk nur an sich selbst: zwei Millionen Bundesbedienstete kündigen, einige Ministerien auflösen, mehrere hundert Milliarden Dollar an Hilfsleistungen an die eigene Bevölkerung einfrieren, nach Gaza auch noch Grönland und Panama erobern.

Von Grönland bis Gaza: Supermachtpolitik auf Steroiden

Zerstörungen im Gazastreifen

Und bis nächste Woche unterschreibt Trump bestimmt auch noch weitere interessante Dekrete.

 Einige Gerichte konnten Trump zumindest im eigenen Land zeitweise stoppen – einige Länder, Mexiko und Kanada, einen kurzen Zollaufschub aushandeln. Doch was Trumps weltpolitischen Kurs angeht, bleibt derzeit nur zu hoffen, dass er erkennt, dass er sich bei der Summe seiner irrwitzigen Pläne verrechnen könnte.

Kommentare