Trump beschenkt sich mit seinem Ukraine-Friedensplan selbst

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Der Friedensplan für die Ukraine wird vor allem zwei Männer glücklich machen: Putin und den auf den Friedensnobelpreis hoffenden US-Präsidenten.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Man muss dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij recht geben, wenn er behauptet: Nur Donald Trump sei in der Lage, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Leider ja, tatsächlich ist es nur der US-Präsident. 

Denn von den Europäern, die immer wortreich behaupten, die Ukraine verteidige auch die Freiheit und Demokratie Europas, ist auch dieses Mal, angesichts des neuestens Friedensplanes aus dem Hause Trump, nur das übliche Wehklagen zu hören: Nein, ohne die Mitsprache der EU dürfe nichts entschieden werden; nein, ein Waffenstillstand dürfe keinesfalls zulasten des ukrainischen Opfers geschlossen werden. Und schon überhaupt, „nein“, tönt laut der europäische Protest angesichts der Anmutung, dass Russland für seine Verbrechen während des dreieinhalbjährigen Krieges auch noch belohnt werden könnte. 

Putin kann sich die Hände reiben

Nichts anderes als eine Belohnung aber wäre es, wenn der nun von der US-Führung ausbaldowerte 28-Punkte-Friedensplan zur Anwendung käme: ein Nachbarland zu überfallen, dann die eroberten Gebiete (die Krim und den ganzen Donbass) geschenkt zu bekommen – und den Rest der Ukraine in Angst und Schrecken zu halten, jederzeit wieder überfallen zu werden.

Von Mal zu Mal werden die Trump’schen Rettungspläne für den vom Krieg verheerten Osten Europas schlimmer und für die Ukraine immer unannehmbarer: Jetzt ist nicht einmal mehr von einer europäischen Friedenstruppe die Rede, die die von Putin übrig gelassene Rumpf-Ukraine vor weiteren Überfällen aus Russland schützen könnte. Der Kremlherr kann sich die Hände reiben, er hat sich mit seinen Vorstellungen durchgesetzt.

Trump will nur den Friedensnobelpreis

Da mag man sich in der EU (Ungarn ausgenommen) noch so sehr die Haare raufen und Zeter und Mordio schreien – diesen für die Ukraine so unglücklichen Plan wird die EU kaum verhindern können. Nur zur Erinnerung: Die EU hat es bisher noch nicht einmal geschafft, jenen 140-Milliarden-Euro-Kredit auf den Weg zu bringen, den Kiew unbedingt braucht, um einen völligen Zusammenbruch des ukrainischen Staates nächstes Jahr zu verhindern.

Angesichts der europäischen Luftnummern, der Ukraine die entscheidende Hilfe und Rettung zu versprechen, könnte sich Donald Trump nun also mit einem konkreten Plan durchsetzen. Macht und Mittel dafür hätte der US-Präsident. Dass dessen Waffenstillstandsplan für die Ukraine verheerend wäre, ficht den Herrn des Weißen Hauses herzhaft wenig an. Schließlich verfolgt Trump vor allem ein Ziel – und das heißt Friedensnobelpreis.

Dafür muss jetzt ein Plan her; ob er gerecht ist, ob er endgültig die Waffen zum Schweigen bringt – Trump wird das alles nur so lange kümmern, bis er, wie er wohl hofft, nächsten Herbst in Oslo „seinen Preis“ abholen kann.

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