Gebt Trump doch den Nobelpreis!

Der Moment, bevor Donald Trump Frieden in Nahost verkündet hat, wird in die Geschichte eingehen. Er zog gerade vor konservativen Influencern über die Antifa her, als ihm sein Außenminister Rubio einen Zettel in die Hand drückte: „Du musst einen Truth Social Post freigeben, damit du den Deal zuerst bekannt geben kannst.“ Das Wörtchen zuerst ist hier das Entscheidende.
Der US-Präsident hält sich schon seit seiner ersten Amtszeit für nobelpreiswürdig, schließlich haben auch sein verhasster Vorgänger Barack Obama und die noch verhasstere EU den Preis bekommen; und die, das betont er gern, hätten „nichts erreicht“. Darum war es auch kein Zufall, dass die erste Einigung just zwei Tage vor der Bekanntgabe des Friedensnobelpreisträgers verkündet wurde – von ihm persönlich.
Trump ist wohl die destruktivste, irrlichterndste und selbstbezogenste Figur, die die Politik in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Doch gerade seine unermessliche Eitelkeit hat ihn dort erfolgreich gemacht, wo alle anderen vor ihm scheiterten: Er hat Benjamin Netanjahus Großmachtfantasien eingedämmt, hat die arabischen Staaten dazu gebracht, die Hamas fallen zu lassen. Mit viel Glück kann er so tatsächlich das grausame Sterben im Gazastreifen beenden – 60.000 Tote in zwei Jahren, die meisten Frauen und Kinder. Außerdem dürfen nun Geiseln und deren Familien erstmals wieder hoffen.
Ihm jetzt dafür den Friedensnobelpreis zu geben, wäre – angesichts dessen, was er in den USA anrichtet – Wahnsinn. Andererseits haben auch andere vor ihm den Preis für das bekommen, was man von ihnen erwartete: Er war bei Obama Mahnung, seinen Weg der Versöhnung fortzusetzen; bei der EU Verpflichtung, ihre Werte nicht zu verraten. Warum sollte er bei Trump nicht dasselbe sein – eine Wette auf Vernunft? Schließlich hat Trump die Chance auf einen historischen Moment geschaffen. Seit der Gründung Israels 1948 hat es nie echten, dauerhaften Frieden gegeben, und ein Palästinenserstaat war jahrelang nur Illusion.
Bis das Realität wird, warten aber Jahre der Arbeit. Es reicht nicht, dass die Hamas von der Bildfläche verschwindet, sie muss auch aus den Köpfen der Menschen – selbst entwaffnet und in der politischen Irrelevanz lebt sie als Idee weiter. Und auch Israel wird Mühe haben, seinen inneren Frieden wieder zu finden und aus der moralischen und politischen Isolation herauszufinden, in die Netanjahu es manövriert hat.
Trumps Eitelkeit verdanken wir den Funken Frieden. Sein Größenwahn könnte diesen aber schnell wieder auslöschen: Verliert er das Interesse, fehlen ihm die Schlagzeilen, wird das Sterben weitergehen. Und das ist bei ihm leider schon allzu oft vorgekommen.
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