Drei Kapitalfehler zum Auftakt

Herbert Kickl, Andreas Babler, Werner Kogler
Dem Drittplatzierten Andreas Babler ist am Wahlabend ein Fehler unterlaufen. Er hat gesagt, was sich Wien wünscht, um Chef zu bleiben
Johanna  Hager

Johanna Hager

Wahlabende sind dazu angetan, genau hinzuhören. Beginnend bei der Staatsspitze, die sich am Sonntag mit einer Fernsehansprache zur Hauptabendzeit in den Fokus rückt. Und die von dort lange  nicht mehr wegrücken wird. So, wie Alexander Van der Bellen von seiner Haltung nicht abrücken wird.

Taktischer Fehler Nummer eins:  Der Bundespräsident will darauf achten, dass nur eine Regierung ernannt werden wird, die nicht an den „Fundamenten, auf denen wir unseren Wohlstand aufgebaut haben", rüttelt. Kein Widerspruch! Hellhörig wird man aber, wenn er in weiterer Folge die Menschenrechte, die Unabhängigkeit der Medien und die Mitgliedschaft in der EU anspricht. 

Was Van der Bellen nicht explizit ausspricht, aber für viele zwischen den Zeilen  insinuiert wird: Der Wahlsieger FPÖ ist für Sondierungsgespräche nicht seine erste Wahl. Van der Bellen würde damit  nicht nur mit einer Usance brechen. Er nährt damit zwangsläufig das Feindbild: FPÖ. 

Mehr noch: Er stärkt das „Volkskanzler“-Image der FPÖ-Spitze, denn demokratiepolitisch durchdacht ist diese Art von Gesprächsanbahnung respektive -verweigerung nicht; schließlich haben 1,375 Millionen Menschen der FPÖ von Kickl ihre Stimme gegeben. Und eben diese soll nun ausgerechnet nicht als Erste gehört werden?
Dafür werden die Stimmen der Wahlverlierer lauter.

Ob Absicht oder Versprecher: Fehler Nummer zwei ist dem Drittplatzierten zuzuschreiben. Andreas Babler sieht sich und die SPÖ „am Beginn einer Reise“, als „demokratische Alternative“, wie er am Sonntag sagt. Und: Die SPÖ sei „zumindest auch soweit, dass wir miteinander gut Gespräche führen können. Wir haben die ersten Gespräche auch schon vereinbart.“

Taktisch unklug ist in diesem Zusammenhang ein Hilfsausdruck, denn damit erweckt Babler den Eindruck, eine Koalition von ÖVP, SPÖ und etwaig Neos oder Grünen sei längst paktiert. Zudem darf unterstellt werden, dass Babler das sagt, was die SPÖ Wien von ihm will, um im Chefsessel der Löwelstraße zu bleiben. 

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