Es war eine beunruhigende Botschaft, die der kolumbianische Präsident Gustavo Petro unlängst von sich gab. Der Kampf gegen die Drogenmafia, sagte Petro, sei gescheitert. Grund: In Kolumbien wurde im vergangenen Jahr um 40 Prozent mehr Kokain als 2021 produziert. So viel wie nie zuvor.
Kriege und Krisen befeuern das Geschäft mit den Drogen. Die Ukraine zum Beispiel hat andere Sorgen, als die Drogenmafia zu bekämpfen. Die War-Lords in der afrikanischen Sahelzone finanzieren ihre Kämpfe nicht nur mit Rohstoffen, sondern fungieren auch als Zwischenhändler für den internationalen Rauschgifthandel. Die Taliban brauchen dringend Cash, weshalb sie statt Opium nun auf synthetische Drogen setzen. Die werfen mehr Gewinn ab und sind leichter zu schmuggeln.
Gerade bei synthetischen Drogen zeigt sich die ganze zunehmende und zugleich beängstigende Professionalisierung des Drogengeschäfts. So agieren die Kartelle wie etwa das mexikanische Sinaloa-Kartell effizient wie internationale Konzerne. Die Drogen werden industriell in Großlabors von Fachkräften hergestellt. Das senkt die Herstellungskosten. Großlabore gibt es etwa in Mexiko, im berüchtigten Goldenen Dreieck (Grenzgebiet zwischen Myanmar, Thailand und Laos), aber auch in Europa.
Ein Hotspot sind die Niederlande. Gehandelt wird dann effizient mit den Vertriebsorganisationen über das Darknet. So werden Drogen immer günstiger und verfügen über einen höheren Reinheitsgehalt. Im Alltag schlägt sich das dann in Meldungen nieder, die kaum noch beachtet werden. So kam es in Wien am Sonntag gleich in zwei Fällen zu Toten im Zusammenhang mit Drogendelikten. Zuletzt gab es 235 Drogentote in Österreich pro Jahr. Ein Rekord.
Die Polizei ist nicht untätig. Die Ermittlungsmethoden und die internationale Vernetzung der Behörden sind inzwischen hochprofessionell. Nur sind die Kartelle eben immer um einen Schritt voraus. Dazu kommen juristische Grauzonen. Viele Drogen, wie etwa das eigentlich als Tier-Narkosemittel verwendete Ketamin, gelten im Gesetz nicht als Suchtgift. Das verhindert notwendige Ermittlungsmaßnahmen seitens der Polizei.
Fazit: Die unbequeme Wahrheit ist, dass der Drogenkonsum längst kein Thema mehr nur für Sub-Kulturen ist. Es betrifft die ganze Gesellschaft. In der Stadt und am Land. Drogen sind überall erhältlich. Billig und in Pillenform. Und sie werden vom gestressten Manager genauso konsumiert wie von Jugendlichen, die etwas Neues versuchen wollen. Der Kampf gegen die Drogen geht somit alle etwas an und kann nicht an die Polizei und die Politik ausgelagert werden. Es gilt hinzusehen. Für alle! Sonst sind wir eines Tages Kolumbien.
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