Kurzlebige Hoffnung
Was der Kanzler also tut, ist das, was wohl die meisten in solchen Situationen am ehesten tun: Den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass den beiden Streithanseln irgendwann die Luft aus- und das alles vorbeigeht.
Das es sich aber für die beiden erwähnten Streithanseln nicht um eine politische Laune, sondern um eine Existenzfrage handelt, eine eher kurzlebige Hoffnung.
Scholz bleibt also nichts anderes übrig, als hier das Steuer mit aller Kanzler-Gewalt an sich zu reißen und die Richtung zumindest in groben Zügen vorzugeben.
Dass die von der FDP und übrigens auch von Österreichs Bundeskanzler als Retter des Verbrennungsmotors propagierten E-Fuels als Zukunftsperspektive nicht allzu viel hergeben, darauf hat sich die große Mehrheit der Experten verständigt. Dass gerade die deutsche Autoindustrie die Verbrennungsmotoren, die sie über Jahrzehnte in unüberbietbarer Qualität lieferte, noch länger produzieren möchte, ist aus wirtschaftlicher Perspektive verständlich. Schließlich hat man gegenüber den Chinesen, die da nur drittklassige Ware lieferten, auf dem Gebiet der E-Mobilität plötzlich gefährliche Konkurrenz.
Doch die Geschichte der Industrie zeigt, dass man an Herausforderungen zuletzt immer gewachsen ist. Wie lange wurden Innovationen wie der Abgas-Katalysator, oder das Verbot von FCKW in Spraydosen als wirtschaftsfeindlich verunglimpft, bis ihr Verschwinden statt Flurschäden Fortschritt erzeugte. Wer wenn nicht die deutsche Industrie hat dafür das Potenzial. Kanzler Scholz wird in Klimafragen wohl den Grünen die Führungsrolle zubilligen müssen. Es ist ihr Kernthema. Es gibt genügend andere Themen, bei denen die FDP wohl zurecht das erste – und das letzte Wort hätte. Lernen wir nicht gerade beim Thema Inflation, dass die Gesetze der Marktwirtschaft weiterhin gelten – auch, wenn das einige Förderweltmeister gerne ignorieren?
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