Nicht nur ein kommunikatives Armutszeugnis

Bleiben Kontrahenten: SPÖ-Burgenland-Chef Hans Peter Doskozil und der nunmehrige SPÖ-Chef Andreas Babler. Das Bild zeigt beide beim Sonderparteitag der SPÖ am 3.6.20203. Babler und Doskozil kandidierten für die Nachfolge von Pamela Rendi-Wagner. Nach einem Auszählungsfehler wurde Babler zum Parteichef.
Das muss man erstmal schaffen: Da verpasst ein Parteikollege und amtierender Landeshauptmann zwar knapp die Absolute, bleibt aber mit 46,3 Prozent unangefochtener Spitzenreiter aller Länderchefs (unabhängig der Parteifarbei) und der Vorsitzende seiner Bundespartei bringt es nicht zuwege, zeitgerecht adäquate Worte zu finden?
Kann man nicht erfinden? Muss man nicht erfinden, denn genau das hat sich am Sonntag im Burgendland zugetragen.
Hans Peter Doskozil bleibt Burgenlands Landeshauptmann und ist in der privilegierten Situation, sich die potenziellen Koalitionspartner gleichsam auf dem Silbertablett servieren zu lassen, da befindet es SPÖ-Chef Andreas Babler nicht einmal der (Social-Media-)Mühe wert, nach der ersten Hochrechnung ein zeitgerecht ein Posting abzusetzen, wenn schon nicht direkt zu telefonieren oder gar vor Ort in Eisenstadt zu sein. Der Respekt würde es gebieten und die Höflichkeit, denkt man und damit denkt man falsch.
Denn es ist - wie Doskozil auf Nachfrage wissen lässt - ein ehemaliger Vorsitzender, der als Erster gratuliert: Werner Faymann.
Was sagt das über die Verfasstheit der Partei aus und die Persönlichkeiten? Denn selbst wenn es sich um Kontrahenten handelt - Doskozil und Babler kandidierten bekanntlich 2023 für den Parteivorsitz - muss man in einer Partei fair miteinander umgehen. Und was gibt das für ein Bild nach innen - zu den Funktionären - und nach außen, zur Wählerschaft ab?
Der Eindruck ist ein schlechter. Und er verfestigt sich. Auch bei der ÖVP, die als Verlierer der Wahl - wie in der Steiermark - dem Bund die Schuld am Stimmenverlust gibt. Christian Sagartz erinnert durch sein Verhalten am Wahlabend ("Ich bin gegen zwei Schwergewichte aus der Bundespolitik angetreten.") und am Tag danach frappant an Christopher Drexler. Der ÖVP-Landeshauptmann in der Steiermark sieht an seinem Wahlsonntag Ende November 2024 auch erst den Bund in der Verantwortung für sein Wahldesaster und sich als "Bauernopfer". Wenig später ist er als Chef Geschichte. Der neue ÖVP-Generalsekretär Alexander Pröll gesteht die Verluste ein, findet in einer Aussendung bemerkenswerte Worte ("Die erste Hochrechnung zur burgenländischen Landtagswahl prognostiziert der Volkspartei schmerzliche Verluste. Gleichzeitig wird sich aber SPÖ-Landeshauptmann Doskozil künftig einen Partner suchen müssen“) findet sich aber nicht in einem TV-Studio ein, um Rede und Antwort zu stehen.
Weit besser macht es da der FPÖ-Chef. Herbert Kickl bleibt am Sonntag zwar auch dem Burgenland fern, aber er gratuliert zumindest seinem einstigen parteiinternen Kontrahenten Norbert Hofer. Via Social Media am Wahlsonntag und tags zuvor in seiner Neujahrsrede prophylaktisch vor 3.000 Funktionären und Fans. Damit lässt der FPÖ-Chef zumindest nach außen hin wenig Interpretationsspielraum, wie viele Widersacher er in den eigenen Reihen hat. Bei SPÖ und ÖVP muss das gerade bezweifelt werden.
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