Krieg – und es gibt einen, dem er nützt

Krieg – und es gibt einen, dem er nützt
Mag sein, dass der Iran kein Guter ist - aber die Chance, ihn zu mäßigen, hat Donald Trump verspielt
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

„Wir werden eine Fahne auf alle Schlachtfelder und an alle Fronten tragen, und wir werden die Siege der Achse des Widerstands mit der Segnung seines reinen Bluts mehren.“ Der verschwurbelte Racheschwur des Hisbollah-Führers im Libanon nach den tödlichen US-Raketen auf den iranischen General im Irak unterstreicht: Der US-Schlag hat endgültig einen Geist aus der Flasche gelassen, der nicht mehr einzufangen sein wird. Die Schiiten in der Region toben. Hunderttausende gingen allein in Teheran auf die Straße. Die Mullahs drohen den USA und dem Lieblingsfeind Israel mit Vernichtung. Es drohen Terror, Gegenschlag, noch mehr TerrorKrieg.

Seht her, werden jetzt viele sagen: Haben die USA nicht recht mit ihrem harten Kurs gegenüber dem Mullah-Staat? Der iranische Kommandant war kein Guter. Das Regime in Teheran ist auch kein gutes, unterstützt Terroristen, führt Krieg von Syrien bis Saudiarabien und verfolgt seine Regionalmachtpläne mit allen Mitteln – bei allem scheinbar moderatem Antlitz seines Präsidenten Rohani.

Aber es gibt auch eine andere Wahrheit, und die lautet: Die USA, Russland, Europa und China hatten den geächteten Iran schon aus seiner Isolation heraus- und mit dem Atomabkommen von 2015 ins Boot der Ratio geholt. Das heißt nicht, dass die Mullahs nicht weiter an finsteren Großmachtplänen schmiedeten, aber die Möglichkeit der Atomwaffenproduktion wurde stillgelegt, ein Ende der Sanktionen sollte die Moderaten im Iran die Oberhand gewinnen lassen.

Das hat Donald Trump mit seinem simplen Schwarz-weiß-Denken und dem Killen des Abkommens gestoppt – entgegen dem Rat aller anderen Beteiligten. Seither eskaliert die Lage zwischen USA und Iran fast wöchentlich.

Cui bono, wem nützt’s? Den Israelis nicht, an dessen Seite sich Trump vorgeblich stellt. Der Region nicht. Der Welt nicht, die einen Krisenherd weit über die Region hinaus entflammen sehen wird. Nur Trump nützt’s vielleicht: Er hat daheim mit einem Impeachment zu kämpfen und eine Wiederwahl auf der Agenda – ein Außenfeind und ein heimatlicher Schulterschluss ist alles, wonach dem erratischen Präsidentendarsteller im Weißen Haus im Moment der Sinn steht. America und Trump first, soll die Welt ruhig brennen.

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