Wo sind die Raser?

Neue Polizei-Datenblätter zur Erfassung von Unfallursachen zerstören einen hartnäckigen Statistik-Mythos.
Horst Bauer

Horst Bauer

Einwände gegen die Erhebungsmethode der Unfallursachen wurden im allgemeinen Furor gerne vom Tisch gewischt.

von Dr. Horst Bauer

Die verschwundenen Raser

Bisher war alles klar. Wann immer die jeweilige Verkehrsunfall-Statistik veröffentlicht wurde, gingen die diversen Experten und die ihnen an den Lippen hängenden Medien mit ihrem Lieblings-Feindbild hart ins Gericht.Da die Hitliste der statistisch erfassten Unfallursachen traditionell von „nichtangepasste Geschwindigkeit“ angeführt wurde, hatten die sogenannten „ Raser“ dann immer mediale Konjunktur. Dabei wurde in all der Aufregung gerne zu großen Worten gegriffen und Österreich pauschal zum Volk der Auto-Raser gestempelt, dessen Lenker trotz aller Sicherheitsbedenken nicht vom Gas gehen würden.Einwände gegen die Erhebungsmethode der Unfallursachen wurden im allgemeinen Furor gerne vom Tisch gewischt. Etwa, dass der Passus mit dem zu hohen Tempo auch dann oft als Erklärung herangezogen wurde, wenn keine andere Ursache eruierbar war.In der neu vorliegenden Statistik des ersten Halbjahres wurden die Raser plötzlich deutlich von der Spitze verdrängt. Unachtsamkeit und Ablenkung sowie Vorrangverletzungen und Fahren bei Rotlicht sind mit zusammen über 57 Prozent die bei Weitem häufigsten Unfallursachen. Die „nichtangepasste Geschwindigkeit“ wurde nur noch bei 16,3 Prozent aller Unfälle als Ursache erhoben.Auch wenn die neuen Zahlen mehr mit einer praxistauglicheren Erhebungsmethode zu tun haben als mit weniger Bleifußpiloten: Das pauschal für alles verantwortliche Feindbild Raser wird wohl schwer zu halten sein.

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