Voll vernetzt

Die totale Vernetzung des Autos ist dessen Weg in die Zukunft. Außer, er führt nicht an der zahlenden Kundschaft vorbei.
Horst Bauer

Horst Bauer

Den Bossen ist diese meist auch noch irgendwie unheimlich

von Dr. Horst Bauer

über Autos und Smartphones

Er ist fast immer männlich, lebt voll vernetzt in der digitalen Welt, ist aber dank der Gnade seiner frühen Geburt noch weitgehend im analogen Zeitalter sozialisiert worden. Damit fungiert er als Bindeglied zwischen der auf Mechanik und Hardware im klassischen Sinne aufgebauten und dadurch behäbigeren Autoindustrie und der rasanten Welt der IT-Branche und ihrem vom permanenten Update geprägten Denken. Dieser Prototyp des IT-Beauftragten findet sich bei allen Autoherstellern und er ist von einer Randerscheinung der Entwicklungsabteilungen zu einer prägenden Figur geworden. Schließlich gilt in den Chefetagen das Credo, an die Kundschaft könne man nur mehr via Vollvernetzung des Autos mit deren digitaler Welt herankommen. Den Bossen ist diese meist auch noch irgendwie unheimlich, aber sie hängen selbst an mehreren Smartphones und sind von Menschen umgeben, denen es genauso geht. Daher sehen sie die Welt durch die Augen des eigenen IT-Gurus, der keine TV-Antenne mehr an seinem Haus hat, Musik und Lesestoff nur mehr aus dem Netz saugt und für den Datensicherheit höchstens ein Programmier-Problem darstellt. Die Herausforderung dabei: Ein Gutteil der so entwickelten Autos geht nicht an die junge, voll digitalisierte Kundschaft von morgen, sondern an jene, die den Privatmarkt für Pkw nach wie vor am Laufen halten. Und die wollen ihr Auto nicht programmieren – sondern möglichst bequem einsteigen können.

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