Gunst der Stunde

Warum das Misstrauen der Autokäufer gegenüber den Schalmeientönen der Gaslobby in mehrfacher Hinsicht berechtigt ist.
Maria Brandl

Maria Brandl

Es ist ungewiss, ob Erdgas diesmal bei den Autokäufern punkten wird

von Maria Brandl

über Erdgas als Alternative zum Elektro-Antrieb

0,4 Prozent beträgt der Marktanteil von Gasfahrzeugen an der Gesamtflotte in Europa, so Shell. Das ist viel mehr als der Marktanteil von E-Autos. Aber doch sehr bescheiden in Anbetracht des enormen Marketing- und Investitionsaufwands der Gas-Lobby in den vergangenen Jahren.

Lange Zeit gab man der lückenhaften Gasinfrastruktur die Hauptschuld für das zögerliche Kaufverhalten der Kunden in den meisten europäischen Ländern. Doch das Beispiel Deutschland zeigt, dass dies nicht stimmt: Dort gibt es inzwischen laut Shell 1000 Gastankstellen, mehr als in Italien, aber trotzdem nur rund 100.000 Gasfahrzeuge, deutlich weniger als in Italien.

Weder der Preisvorteil noch das Argument, dass mit Gas im Tank der CO2-Ausstoß gegenüber Benzin um rund 25 Prozent niedriger ist, überzeugten bisher viele Kunden. Wenn schon CO2 reduzieren, dann gleich mit einem Elektro-Antrieb, so offenbar die gängige Haltung. Tatsächlich sinkt mit Gas zwar der CO2-Ausstoß im Betrieb. Der Hauptbestandteil von Gas, Methan, aber hat ein mehr als 20-mal höheres Treibhauspotenzial als CO2 und bleibt länger in der Atmosphäre, wie der Shell-Redner auf dem Wiener Motorensymposium zugab. Methan entweicht vor allem bei der Erdgasförderung.

Es ist daher ungewiss, ob Gas wegen des nachlassenden Elektro-Hypes diesmal bei den Autokäufern als Alternative für die Zukunft groß punkten kann. Aber es gibt ohnehin sinnvollere Einsätze für Erdgas.

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