China kann warten

Das bisher so eurozentrierte Weltbild der Autobranche kommt nicht nur durch das Wachstum der neuen Märkte ins Wanken.
Horst Bauer

Horst Bauer

Es ist ihnen schlicht zu aufwendig, die von den Europäern aufgestellten technischen Hürden zu überspringen

von Dr. Horst Bauer

über die Gründe für das Ausbleiben von China-Autos in Österreich

Das Aufatmen hält sich in Grenzen. Zwar könnten die europäischen Hersteller auf dem keine Erholung zeigenden Heimmarkt nichts weniger gebrauchen, als zusätzliche Konkurrenz von chinesischen Automarken. Aber deren Ausbleiben ist nur auf den ersten Blick ein gutes Zeichen.

Fasst man die Einschätzungen europäischer Praktiker der Branche auf der Autoshow in Schanghai zusammen – und damit sind nicht die berühmten „Experten“ gemeint, sondern internationale Kaliber wie Citroën-General Banzet und VW-Vertriebschef Klingler sowie der Lenker der heimischen Denzel-Gruppe, Stadler – so hat das Ausbleiben der seit Jahren erwarteten Offensive der chinesischen Hersteller banale Gründe. Es ist ihnen schlicht zu aufwendig, die von den Europäern aufgestellten technischen Hürden (von Crashtest- bis zu sich ständig verschärfenden CO2-Normen) zu überspringen, um in einem schrumpfenden Markt Fuß zu fassen.

Haben Japaner und Koreaner noch alles unternommen, um dort ernst genommen zu werden, wo das Auto erfunden wurde, so nehmen die Chinesen lieber potenzielle Wachstumsmärkte in Afrika und Südamerika ins Visier, die mit weniger technischem Aufwand zu erobern sind. Man hat angesichts eines stetig wachsenden Heimmarktes schließlich Zeit, darauf zu warten, bis in diesen Welt-Regionen der Aufschwung einsetzt.

Dass die Chinesen um Europa einen Bogen machen, zeigt, dass sie mit keiner Rückkehr des Marktes zu alter Größe rechnen.

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