Wird ganz Österreich Rot-Schwarz-Grün?

Die Angst vorm lähmenden Dreier geht um. Die Steirer leben vor, wie ein müder Zweier vorbildlich flott wird.
Josef Votzi

Josef Votzi

Wird ganz Österreich Rot-Schwarz-Grün?

von Josef Votzi

über die Angst vor einer lähmenden Dreier-Koalition

In Kärnten brach Jörg Haider einst mit der Regel, dass Blaue nicht in Regierungsämter gehören. Mit nur 29 Prozent schwang er sich 1989 vom zweiten Platz mit schwarzer Hilfe zur Nummer 1 im Lande auf. Der blaue Sieglauf mündete zehn Jahre später in Schwarz-Blau auf dem Wiener Ballhausplatz. In Klagenfurt geht dieser Tage eine weitere Premiere über die Bühne. Wenn nicht auf den letzten Zentimetern etwas schiefgeht, wird hier ab Gründonnerstag rot-schwarz-grün regiert. Zweier-Koalitionen und Proporz-Kabinette haben bis zum Erbrechen Tradition. Eine Dreier-Koalition gab es hierzulande noch nie. Ein Modell, das neuerlich österreichweit Schule machen wird?

Auch wenn VP-Chef Michael Spindelegger erst jüngst seine Unlust auf eine Dreier-Beziehung flapsig so begründete: „Mir genügen schon die Probleme mit zwei Parteien.“ Die regierenden Großparteien a. D. müssen ernsthaft zittern, ob sie im Herbst gemeinsam wieder über 50 Prozent der Stimmen kommen – und es so überhaupt noch einmal miteinander probieren können.

Die Befürchtung, dass eine Regierungsehe zu dritt noch lähmender sein könnte als die Zweier-Beziehung, die uns Faymann und Spindelegger vorleben, ist berechtigt. In Kärnten hat Rot-Schwarz-Grün nicht nur eine gute Chance, besser zu funktionieren, weil davor eine Defraudantentruppe am Werk war, sondern auch, weil die Spitzenleute persönlich gut miteinander können.

Wie man aus einer zermürbenden rot-schwarzen Polit-Ehe einen vorbildlich flotten Zweier macht, leben der Rote Franz Voves und der Schwarze Hermann Schützenhöfer seit zwei Jahren in der Steiermark vor: Sie krempeln das Land schmerzhaft, aber beherzt um – und lassen so die Sehnsucht nach einem erlösenden Dritten im Bunde erst gar nicht aufkommen.

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