Wird Blau rot-weiß-rot?

Heinz-Christian Strache inszeniert sich neuerdings im Hofburg-Look. Als FPÖ-Chef bleibt er ganz der Alte.
Josef Votzi

Josef Votzi

Neu war nur die Inszenierung. Sonst bleibt Heinz Christian Strache ganz der Alte

von Josef Votzi

über den Facebook-Auftritt des FPÖ-Chefs im präsidentiellen Hofburg-Look

Zu Zeiten, als noch nicht täglich Bilder von Tausenden Flüchtlingen die Nachrichten dominierten, machte er sich für deren Abschiebung in Herkules-Flugzeugen des Heeres stark: Da könnten sie "sich anurinieren und schreien, so laut sie wollen". Jetzt, wo kein Thema mehr bewegt, und trotz Panikmache eine Welle der Hilfsbereitschaft durchs Land geht, gibt sich der FPÖ-Chef herzlich und nur zart hart. In einer Facebook-Videoansprache, die bisher von mehr als einer Million angeklickt wurde (siehe Seite 3), proklamiert er: "Die Bilder von menschlichem Leid lassen niemanden von uns kalt."

Vor sich ein rot-weiß-rotes Blumengesteck, an der Wand ein Kreuz und eine Österreich-Fahne, formuliert Strache mehr besorgte Fragen als greifbare Antworten: Wo sind Jobs, Wohnungen und genügend Deutschkurse? Das sind die Themen, die auch viele Bürger umtreiben. Immer mehr legen persönlich Hand an: Sie spenden Kleider, Geld, Zeit, und rüsten freien privaten Wohnraum zu Flüchtlingsquartieren um. Das sind oft sehr persönliche, aber im besten Sinn des Wortes politische Antworten – als Beitrag zum Gelingen des gemeinsamen Ganzen. Eine Generalfrage bewegt quer durch alle Lager: Schaffen wir das? Heinz-Christian Strache belässt es auch hier lieber bei allgemeinen Forderungen: Er will eine "Höchstgrenze" bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Die heikle Antwort, wo diese liegen kann und soll, bleibt er schuldig.

Neu war beim Facebook-Auftritt so nur die präsidentielle Inszenierung. Sonst bleibt Heinz-Christian Strache der Alte: Groß beim Austeilen – diesmal weich in viele Fragen verpackt; aber nicht wirklich hilfreich bei der Suche nach konstruktiven Lösungen. Dabei wäre heute bald jeder Beitrag gefragt. Strache sitzt auch bei der größten Herausforderung Europas seit dem Zweiten Weltkrieg lieber weiter auf der bequemen Zuschauer- und Zuruferbank.

Kommentare