Wir wollen Politiker, die Respekt verdienen

Die Staatsfinanzen machen Sorgen, Reformen sind nötig. Da brauchen wir ernsthafte Politiker mit Anstand.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Politiker sollen aufhören, Medien mit Steuergeld einzukaufen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Politik und Medien

In einem immer weniger gelesenen Gratisblatt wird beklagt, dass Regierungspolitiker im Moment kaum Interviews geben. Das ist aus zwei Gründen ein gutes Zeichen. Erstens lässt das Vermutungen zu, dass die Damen und Herren arbeiten. Und zweitens springen sie endlich nicht mehr über jedes Stöckchen, das man ihnen hinhält.

Es gibt ja auch andere Länder mit vielen Boulevardzeitungen. Aber nirgendwo sonst haben sich Politiker derart zu Wurschteln gemacht wie in Österreich. Fotos mit Boxhandschuhen, auf dem Traktor oder kuschelnd mit Hunden, jederzeit. Rudern auf dem See, Anekdoten aus dem Urlaub, Coverboy-Aufnahmen, warum nicht? Journalisten wünschten, sie spielten. Die Politik – ein einziger Seitenblick.

Und das Ergebnis: Immer weniger Wähler. Weil diese sich auch darüber wunderten, wie viel Zeit so eine Ministerin oder ein Parteichef haben muss. Wann arbeiten die eigentlich? Und was haben die Bürger davon, wenn der mediale Ego-Trip zum Programm wird?

Wir erwarten ernsthafte Interviews, wo den Steuerzahlern – im Idealfall – Entlastungen erklärt werden, weil der Staat spart. Journalisten und Politiker müssen sich auf Augenhöhe bewegen, ohne Erpressung, ohne Haberei, ohne unanständige Abkommen. So entsteht Respekt, der in Österreich oft auf beiden Seiten fehlt.

Dann können die Politiker auch aufhören, Medien mit Steuergeld einzukaufen. Die Summen, die hier verschleudert werden, im Bund und vor allem in der Stadt Wien, sind weltweit einzigartig.

Weil gerade so viel von Neuanfang dieser Koalition die Rede ist – das wäre wirklich einer.

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