Was Deutschland von uns lernen könnte

Das Votum für die AfD sollte die Volksparteien zum Nachdenken bringen. Das tut es leider nur bedingt.
Evelyn Peternel

Evelyn Peternel

Statt der inhaltlichen Auseinandersetzung wird die Nazikeule ausgepackt - da könnte Deutschland von Österreich lernen.

von Mag. Evelyn Peternel

über den Umgang mit der AfD

"Ich wüsste nicht, was wir ändern sollten", sagt Angela Merkel nach der Wahl; und bei der SPD heißt es: Erneuerung? Ja bitte! Aber erst später.

Selbstreflexion ist das jedenfalls keine: Ja, dass die 13 Prozent für die AfD eine Zäsur sind, da ist man sich in Berlin einig; doch die echten Gründe dafür sucht kaum wer: Schuld am Aufstieg der AfD sei Merkel mit ihrer Watte-Aura, wetterte SPD-Chef Martin Schulz; die CSU trommelte lang, allein Merkels Flüchtlingspolitik sei schuld.

Als Österreicher fühlt man sich da an daheim erinnert: Die Volksparteien arbeiten sich am anderen ab – gestritten wird aber nicht über Inhalte, sondern über Taktik. Dass die AfD genau davon profitiert, wird übersehen: Gewählt wurde sie nämlich nicht wegen der Flüchtlingskrise, sondern weil sich die Wähler von den Volksparteien vernachlässigt fühlen – 60 Prozent der AfD-Wähler fühlten sich nicht gehört. Sie schimpfen schon lange darüber, dass es nicht allen in Deutschland gut geht; allein – nur die AfD hat diesen Ruf aufgegriffen.

Darum wäre es besser, die Populisten dort zu stellen, wo sie keine Angebote haben: Rentenkonzepte, Infrastrukturkonzepte, all das gibt es bei der AfD nicht. Statt der inhaltlichen Auseinandersetzung wird aber lieber die Nazikeule ausgepackt; und da könnte Deutschland einiges von Österreich lernen: Auch hierzulande wurde 30 Jahre lang über die Burschenschafter-Verbindungen der FPÖ gemosert; das verschreckte aber auch kaum Wähler. Bei der AfD nutzte der Alles-Nazi-Ruf auch nichts.

Stellen kann man die AfD nur bei ihren inhaltlichen Mängeln – wer aber keine inhaltliche Auseinandersetzung mit sich selbst sucht, wird es da schwer haben.

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