Türken leiden unter dem politischen Islam

Das Problem sind nicht Türken in Österreich. Das Problem ist der Export von Islamismus und Nationalismus zu uns.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Alles klar? Wer gegen den türkischen Nationalismus und/oder den Koran ist, wird vernichtet.

von Dr. Helmut Brandstätter

über türkischen Nationalismus

Soll man einen jungen Mann, der sich stückweise zum radikalen Muslim entwickelt hat, zu Wort kommen lassen? Wir haben uns dafür entschieden, weil wir auch hier die Augen öffnen müssen. Und zeichnen den Weg des Amir El-Shamy nach, vom SPÖ-Jugendfunktionär zum Extremisten, der sagt: "Der Islam ist die einzig wahre Religion." Welche Konsequenzen er daraus zieht, müssen die Behörden beobachten.

Der Mann ist ägyptischstämmig. Es geht also nicht um eine "Agitation gegen Türken", wenn der KURIER bei den islamischen Kindergärten genau hinschaut und mehr Kontrolle verlangt. Das ist nur die billige Polemik von Türken in Österreich, die Erdoğan hörig sind. Es geht um die Verbindung von Nationalismus und Islam, die Erdoğan immer fanatischer betreibt und nach Europa tragen will. Und es geht um die immer stärkere Propaganda von islamistischen Organisationen, die alles dafür tun, um einen aufgeklärten Islam in Europa zu verhindern. Die Anwältin Seyran Ates, die in Berlin eine Moschee gegründet hat, in der Frauen und Männer gemeinsam beten können, wird schon mit dem Tod bedroht. Vielen anderen Glaubenslehrern geht es ebenso, auch bei uns.

Wie so oft haben hier radikale Aktivisten auf beiden Seiten ein Interesse: Die Konfrontation, mit der sie ihre Anhänger aufwiegeln können. Die politische Rechte würde am liebsten alle Muslime in ihre Heimatländer zurückschicken, fundamentalistische Imame wiederum wollen einen Islam, der sich an einer wortwörtlichen Auslegung des Koran orientiert.

Erdoğans Hass soll zu uns exportiert werden

Bei den Türken kommt noch dazu, dass sich Organisationen bei uns als Außenstelle der Erdoğan-Partei AKP verstehen. Und wie die tickt, ist erst am Wochenende, bei den Gedenkveranstaltungen zum Putsch deutlich geworden. Nicht, dass man von dem Autokraten Rechtsstaatlichkeit erwartet hätte. Aber er will "den Verrätern die Köpfe abreißen". Und Parlamentspräsident Kahraman legte nach: "Volk, Fahne, Koran, Glaube, Gebetsruf, Freiheit und Unabhängigkeit sind unsere Ehre, unsere Würde. Denjenigen, die unsere Werte angreifen, brechen wir die Hände, schneiden ihnen die Zunge ab, vernichten ihr Leben." Alles klar? Wer gegen den türkischen Nationalismus und/oder den Koran ist, wird vernichtet. Die Brüder im Geiste dieser Extremisten betreiben bei uns Kindergärten, und niemand hat hingeschaut.

Je schlechter die türkische Wirtschaft laufen wird – die leeren Strände sind ein deutliches Zeichen dafür – und je stärker die Oppositionsbewegung des Kemal Kiliçdaroğlu wird, umso brutaler wird der Präsident auftreten. Sein Liebäugeln mit der Todesstrafe zeigt, dass er den Konflikt mit Europa sucht und verschärft. Werden sich die Türken bei uns endlich davon distanzieren?Aufgeklärte Muslime kämpfen – wie gesagt oft unter Todesdrohungen – um einen aufgeklärten Islam. Sie gehören unterstützt. Das geht aber nur,wenn die Behörden alle Entwicklungen genau ansehen, von den Kindergärten bis in die Moscheen. Zu lange wurde weggeschaut.

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