Staat und Parteien als Hüter der Privilegien
Im Land von Sigmund Freud wird so lange verdrängt, bis ein Konflikt aufbricht, der wird dann heftig.
Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Mit dieser Weisheit kann man als Journalist gut durchs Leben kommen. Bis man die Seiten wechselt. Niemand hat das so schnell erfahren wie Eugen Freund. Und er hat noch etwas gelernt: Man kann – beziehungsweise konnte – im ORF und anderen geschützten Betrieben Privilegien genießen, die einem Politiker nicht mehr verziehen werden.
Im Land von Sigmund Freud wird so lange verdrängt, bis ein Konflikt aufbricht, der wird dann heftig. Und so zeigen die hohen Pensionszahlungen an einen heute 62-Jährigen, dass es in vielen staatsnahen Betrieben mehrere Klassen von Mitarbeitern gibt. Ältere hatten Privilegien von der Unkündbarkeit bis zu Megapensionen, Jüngere können davon nur träumen. Dafür lästern jetzt ehemalige ORF-Kollegen, denen es nicht mehr so gut geht, umso lauter über Freund. Gerne auch in anonymen Postings, der digitalen Bassena. Und einige wollen verdrängen, dass von der Spitze abwärts so mancher im ORF seinen Job einer Partei verdankt.
Im staatsnahen Bereich konnten und können insbesondere SPÖ und ÖVP Privilegien verteilen. Sobald die FPÖ 2000 an die Macht kam, versorgte auch sie ihre Parteigänger. So werden Strukturen aufrecht erhalten, die den Parteien Einfluss sichern und Platz für Versorgungsposten schaffen. Kein Wunder, dass wir fast die höchsten Steuern weltweit zahlen. Ein solches System, und zwar in Bund und Ländern, muss ja finanziert werden.
So hat Eugen Freund, ohne es zu wollen, eine Debatte über Gerechtigkeit angeregt, die der SPÖ gar nicht recht sein kann, obwohl ja Gerechtigkeit zum Markenkern der Sozialdemokratie gehört. Was ist gerecht?
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