Spielen und diskutieren wie die Deutschen

Zielsicher, organisiert und klar – so sind die Deutschen bei Fußball und politischen Debatten: vorbildlich.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Reden wir offen und ehrlich. Mutige vor, herzlich willkommen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über das Vorbild Deutschland

Österreichische Zuschauer wundern sich manchmal , dass bei Talk-Shows im deutschen Fernsehen präziser, eleganter und schärfer diskutiert wird. Es bereitet auch mehr Vergnügen, den Abgeordneten im Berliner Bundestag zuzuhören als denen im Wiener Hohen Haus, oder auch den Interviews mit Fußballern im deutschen Dress. Es geht aber nicht nur um Form und Sprache, es geht auch darum, dass es deutschen Medien besser gelingt, klare Diskussionen mit der Politik zu führen. Aktuell beschäftigt das Buch des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) "Ganz oben, ganz unten" die Szene. Wulff fühlt sich von gewissen Medien verfolgt und aus dem Amt gemobbt, schließlich sprach ihn auch das Gericht von allen Korruptionsvorwürfen frei.

Ex-SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nahm das Buch zum Anlass, um in der Wochenzeitung Die Zeit über "gewalttätigen Journalismus" zu schreiben. Aus Meinungsfreiheit sei ein "Folterwerkzeug" geworden. Richtig ist, dass die BILD-Zeitung eine Kampagne gegen Wulff fuhr, er sich aber in anderen Medien wehren konnte. Richtig ist auch, dass der Diskurs zwischen Politik und Medien in der Bundesrepublik generell offener und auf Augenhöhe geführt wird.

Wien ist anders. Da wird der Steuerzahler gefoltert, da wird von der Millionärssteuer geredet, während die Millionen an die Millionäre der Gratiszeitungen verteilt werden, da glaubt die SPÖ in der Bundeshauptstadt noch immer, man könne sich Meinung kaufen, während die Grünen, die stolz darauf sind, sich nie die Hände bei Korruption schmutzig gemacht zu haben, ihre politische Unschuld verloren haben.

Nun beginnt aber auf einer anderen medialen Front die Debatte um Fairness, diese könnte noch größere Auswirkungen haben. PR-Unternehmer Wolfgang Rosam hat die "Meinungsmutigen" gegründet. Sein Ziel: Im Internet soll sich jeder mit seinem Namen deklarieren, wenn er in Foren mitredet – oder auch schimpft. Mutig zu seiner Meinung stehen also. Auch Werber und andere Unternehmer haben sich der Initiative angeschlossen.

Nun wäre es nur konsequent, wenn Vorstände und Politiker einmal zu anderen, bekannten Fakten im täglichen Leben stünden. Da hören sie am Telefon:"I kriag von Ihnen heuer noch 100.000 Euro, sonst schreiben wir gegen Sie." So sehen Gratiszeitungsmethoden aus. Jeder weiß es, jeder erzählt es, aber nur ganz leise, hinter vorgehaltener Hand. "Sie wissen eh, wie es ist", heißt es dann noch. Die Drohung könnte ja wahr werden.

In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich, wenn sich sonst stolze Generaldirektoren vor unfreundlichen Schlagzeilen fürchten, wenn Politiker entweder mit Steuergeld Meinung kaufen oder selbst in der Opposition zu feig sind, darauf aufmerksam machen? Rühmliche Ausnahme: Die Neos. Machen wir’s wie die Deutschen. Reden wir offen und ehrlich. Mutige vor, herzlich willkommen.

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