Schelling pokert ohne Rücksicht auf Verluste

Der Finanzminister stößt Parteifreunde vor den Kopf. Muss man sich um den Ex-Manager Sorgen machen?
Michael Bachner

Michael Bachner

Der Finanzminister stößt Parteifreunde vor den Kopf.

von Mag. Michael Bachner

über Schellings Poker

Auf den ersten Blick zahlt es sich aus, wenn ein wirtschaftlich Unabhängiger wie Hans Jörg Schelling in die Politik geht. Der Millionär und frühere Top-Manager kann sich seine Meinung leisten und hält mit ihr auch nicht hinterm Berg.

Ein klarer Standpunkt, eine klare Haltung, so etwas liebt das Publikum. Dass der Finanzminister dabei mehr und mehr Parteifreunde vor den Kopf stößt, steht auf einem anderen Blatt. Ein Politiker, der sich im eigenen Lager ständig Feinde macht, wird sich nicht lange an der Spitze halten können – auch wenn er im jüngsten Streit einen Kompromissvorschlag gemacht hat.

Legendär ist die Drohung des niederösterreichischen Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka (ÖVP) nach dem Hypo-Zahlungsstopp Schellings, der die Länder massiv verärgert hat: "Bei Philippi sehen wir uns wieder!" Auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl war alles andere als angetan, als ihm Schelling schroff ausrichtete, er sei im Registrierkassen-Streit "Teil des Problems und nicht Teil der Lösung". Ein Aufschub komme "überhaupt nicht infrage". Dem nicht genug, hat sich Schelling auch noch den Zorn der Länder und Gemeinden zugezogen, weil er ihnen eine Gebührenbremse aufs Aug’ drücken will. Und das, noch bevor die Finanzausgleichs-Verhandlungen in Gang gekommen sind.

Unabhängig davon, wer im Einzelfall Recht hat: Mit seiner Ablöse wäre niemandem gedient. Schelling pokert hoch und ohne Rücksicht auf Verluste, aber er steht in der Regierung nahezu als Einziger für Reformen und Modernisierung. Das ist sein Trumpf. Die Wunderwuzzis, die "Finance" um so viel besser könnten als der XXXLarge-Minister, sind nicht in Sicht. Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ist Schelling fast eine Lichtgestalt.

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