Reichtum braucht Verantwortung

Unsere Wirtschaft braucht Vermögen. Aber Reiche müssen sich der Gesellschaft verpflichtet fühlen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Aber darf man überhaupt noch sehr viel verdienen, gar reich sein?

von Dr. Helmut Brandstätter

über Reichtum als Wirtschaftsmotor

Es hätte eine „Hochzeit im Himmel“ sein sollen. So nannte Jürgen Schrempp, damals Chef von Daimler-Benz, die Fusion mit dem US-Autobauer Chrysler vor genau 15 Jahren. In Wirklichkeit war es eine Vernichtung von Aktionärsvermögen in Milliardenhöhe. Der Versuch, einen Weltkonzern zu bauen, ist inzwischen Geschichte. Geblieben ist der Anspruch europäischer Spitzenmanager, wie die Kollegen in den USA bezahlt zu werden, mit Millionengehältern, Aktienoptionen und dicken Pensionen.

Was den Vorständen nicht so gut gefällt, ist die amerikanische Tradition, mit Einkommen und Reichtum gelassen umzugehen. Jetzt haben wir US-Spitzengehälter, aber nicht die Offenheit und Spendenfreudigkeit der Amerikaner. Und während die Bezüge der Manager stiegen, stagnierten die normalen Einkommen. In der Zeitung lesen wir von üppig gefüllten Stiftungen im Ausland, aber die Österreicher spüren, dass die Chancen, selbst zu Vermögen zu kommen, kleiner werden.

Herbert Stepic, Chef von Raiffeisen International, hat die Expansion seiner Bank in Osteuropa mit hohem Arbeitseinsatz erfolgreich vorangetrieben. Seine Stiftung hilft armen Kindern von Serbien bis Russland. Warum er ehrlich verdientes Geld mit komplizierten Konstruktionen in steuerlich großzügigeren Gegenden anlegte, bleibt sein Geheimnis. Die Begründung, die Privatsphäre wahren zu wollen, klingt nicht vollständig.

Reichtum als Motor der Wirtschaft

Aber darf man überhaupt noch sehr viel verdienen, gar reich sein? Wo endet der gesellschaftlich anerkannte Wohlstand, wo beginnt neidig beäugter Reichtum? Die Liste der zehn reichsten Österreicher zeigt einerseits altes Geld aus zum Teil deutscher Industrie, wie die Namen Porsche und Flick belegen, andererseits erfolgreiche Unternehmer wie Mateschitz oder Stronach. Sie alle haben einen Großteil ihres Geldes in Unternehmen angelegt. Deshalb meinte der Ökonom Bernhard Felderer kürzlich im KURIER: „Wir brauchen die Reichen, sie schaffen Arbeitsplätze.“

Das stimmt. Aber es stimmt auch, dass Erfolg und Reichtum nur dann gesellschaftliche Anerkennung finden, wenn es Transparenz gibt. Die Initiative des Schweizer Unternehmers Thomas Minder „gegen Abzockerei“ richtete sich ja nicht so sehr gegen zu hohe Managergehälter als gegen die Heimlichtuerei von selbst ernannten, abgeschotteten Eliten. Künftig sollen dort die Aktionäre, also die Eigentümer von Unternehmen über Bezüge entscheiden, nicht verschworene Aufsichtsräte.

Die Transparenz unserer globalen Medienwelt erzwingt mehr Offenheit, zum Teil auch mit illegalen Mitteln. Aber die Reichen werden sich daran gewöhnen müssen, ehrlich Steuern zu zahlen, jedenfalls, wenn sie auf Akzeptanz Wert legen. Geben ist seliger denn nehmen.(Apostelgeschichte 20,35). Wer die Vorzüge eines sicheren Sozialstaates genießen will, muss diesen auch gestalten und mitfinanzieren.

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