Putin ist willkommen, Barack Obama auch?

Gut, dass Wladimir Putin nach Wien kommt. Barack Obama müsste wohl mit mehr Protesten rechnen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Er soll so oft wie möglich empfangen werden und sein aggressives Verhalten auf der Krim rechtfertigen.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Putins Besuch in Wien

Trotz der eigenartigen Informationspolitik der österreichischen Präsidentschaftskanzlei konnte der KURIER am Freitag berichten, dass Wladimir Putin am 24. Juni nach Wien kommen wird. Österreich hat zwar seine Stellung als Treffpunkt der internationalen Diplomatie verloren, aber dieser Besuch ist wichtig für ganz Europa. Putin ist der gewählte russische Staatspräsident und damit der offizielle Ansprechpartner. Er soll so oft wie möglich im Westen empfangen werden und hier sein aggressives Verhalten auf der Krim rechtfertigen. Außerdem sollen die Verantwortlichen im Westen zu verstehen versuchen, welche außenpolitische Strategie der Mann mit dem undurchdringlichen Blick wirklich verfolgt.

Das wissen zwar die vielen Aktivisten in den sozialen Medien von Twitter bis Facebook auch nicht, für die Russland gut und die USA das Reich des Bösen ist, aber sie zeigen uns, wie sehr sich bei uns das öffentliche Bild der großen Mächte verschoben hat. Bei den Feiern zur Invasion in der Normandie hat Barack Obama an die Leistungen der alliierten Soldaten am 6. Juni 1944 erinnert. Amerika habe mit seinem Kampf gegen Nazi-Deutschland seinen Anspruch auf Freiheit, Gleichheit und Demokratie erhoben. "Dieser Anspruch steht auf diesen Stränden mit Blut geschrieben", so Obama.

Woher kommt der Anti-Amerikanismus?

Nun ist unter Historikern unbestritten, dass die Sowjetunion der Staat war, der von Hitlers Weltkrieg am stärksten betroffen war. Dort waren über 20 Millionen Kriegstote zu beklagen. ( Nur eine Website, die sich im Auftritt an Wikipedia anlehnt, in Wirklichkeit aber Nazis zitiert, zweifelt daran.) Trotzdem galt die Dankbarkeit im befreiten Westeuropa lange Zeit überwiegend den Amerikanern. Woher dann der Anti-Amerikanismus?

In den 1960er-Jahren war das leicht zu erklären. Der Krieg in Vietnam mobilisierte die Jugend, im Jahr 1968 waren der rettende Kriegseintritt der USA von 1941 und die Invasion der Normandie schon lange her. Einen rechten Anti-Amerikanismus gibt es in Deutschland und Österreich auch schon lange, aber in den letzten Jahren verschärft er sich. Da hat Jörg Haider einiges dazu beigetragen, der mit antisemitischen Codes spielte. Die "Ostküste" war für ihn an so manchem Unheil schuld, den Häupl-Berater Stanley Greenberg – "von der Ostküste" – setzte Haider im Gegensatz zum "Wienerherz". Und natürlich müssen auch die Bilderberger herhalten, deren Treffen erstmals im holländischen Hotel Bilderberg von Prinz Bernhard organisiert wurde. Keine Rede von einer Verschwörung, vielmehr ging und geht es um den transatlantischen Austausch von Gedanken.

So verwenden die einen Anti-Amerikanismus, meinen aber Anti-Semitismus, wobei gerade russische "Ideologen" auch mit einschlägigen Codes spielen. Die anderen wiederum haben Angst davor, dass wir Europäer von einer Weltmacht abhängig sein könnten. Pro-Europa statt Anti-Amerika – das wäre doch was.

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