Prominent sein ist kein Programm
Wo ist ein roter Sebastian Kurz?
Der eine hat das Fegefeuer schon hinter sich. Als im April 2011 ein 24-Jähriger als Staatssekretär für Integration in die Regierung einrückte, hagelte es ausschließlich Häme. Knapp drei Jahre danach wird Europas jüngster Außenminister, Sebastian Kurz, mal staunend, mal ironisch als "Babyfaceminister" EU-weit herumgereicht – von Spott keine Spur mehr.
Als der KURIER vor einer Woche vorab meldete, dass der ORF-Moderator Eugen Freund in die Politik wechselt, erntete er neutrale bis wohlwollende Überraschung. Eine Woche danach schreibt ihn der Boulevard bereits zum neuen Frank Stronach hinunter. Auf dem politischen Parkett wird bereits gerätselt: Gehen ehemalige Kollegen mit einem der Ihren besonders streng um?
Der 62-Jährige hat gut ein Dutzend Interviews absolviert. Gemeinsam sind diesen nicht besonders gemeine Fragen, sondern eine Botschaft. Eugen Freund spricht gerne über Eugen Freund: Warum es ihm "wie Bill Clinton geht"; warum "in den USA mit Gesichtern wie meinem Autobusse plakatiert werden"; und warum "Faymann weiß, dass ich kein Hohlkopf bin". Ein Schuss Eitelkeit gehört zum Geschäft, gekränkte Eitelkeit zum beidseitigen Wohl nicht in die Öffentlichkeit.
Ob die Turbo-Karriere von Sebastian Kurz zum Außenminister weiter gut geht oder zu einem Fall überhitzter Nachwuchsförderung wird, ist noch offen.
Sicher ist, dass Eugen Freunds missglückter Start eine schwelende Debatte in der SPÖ beschleunigen wird: Wo ist ein Sebastian Kurz in Rot, wo eine gezielte Nachwuchspflege? In der Not ein bekanntes TV-Gesicht mehr aus dem Hut zu zaubern, wird auf Dauer nicht gut gehen – zumal das alles andere als eine Erfolgsgarantie ist.
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