Parteien und ORF-Chef als Totengräber

Die Welt der Medien verändert sich. Auch im kleinen Österreich. Nur der ORF bleibt Spielball der Parteien.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Wetten, dass der Snapchat-Aufsichtsrat nicht nach Parteienproporz aufgeteilt ist?

von Dr. Helmut Brandstätter

über den ORF als Partei-Spielball

Am Donnerstag ist Snapchat an die Börse gegangen. Wert des Unternehmens – ca. 24 Milliarden Dollar. Snapchat ist ein Handy-Spielzeug, das Fotos verschickt, gleichzeitig aber auch eine Art Informationsmedium. So leicht kann man das in der digitalen Welt nicht mehr unterscheiden. Wetten, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens nicht nach Parteienproporz aufgeteilt ist und der Chef nicht gefragt wurde, ob er bei einer Partei ist. Das gilt natürlich auch für österreichische Medienunternehmen, außer für den ORF. Dort geht es wie in vergangenen Zeiten wieder nur darum, dass SPÖ und ÖVP sich alles wünschen dürfen, und der Generaldirektor verneigt sich dorthin, wo es gerade verlangt wird. Weil aber seine Angst vor allen Parteien groß ist, wurden auch beim gestrigen Stiftungsrat längst versprochene Reformen nicht umgesetzt. Dafür haben wir erfahren, dass 30 Millionen im Baubudget fehlen, weil in der Planung zwei Studios vergessen wurden.

Medienunternehmen stehen weltweit vor riesigen Herausforderungen. Die Werbeeinnahmen gehen zurück, gleichzeitig muss im Internet investiert werden. Dazu kommen Kampagnen von vor allem rechtsgerichteten Gruppierungen und Politikern, die die Glaubwürdigkeit der Medien infrage stellen wollen. Das ist auch eine Chance, weil alle Medien durch verlässliche und ehrliche Arbeit neue Konsumenten gewinnen können.

Das funktioniert aber nur, wenn man sich mit Parteiinteressen gar nicht, mit internen Fragen wenig, mit Inhalten aber permanent beschäftigt. Das gilt für den ORF nur theoretisch. Denn letztlich bezahlen wir alle mit Zwangsgebühren die taktischen und personellen Spielchen der Parteien. Und der Chef verneigt sich. Das kann er.

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